Frankfurt a.M., Yangon (epd). Ein neues Massaker an Zivilisten in Myanmar sorgt unter Menschenrechtlern für Entsetzen und Empörung. Am Samstagabend mehrten sich Berichte, wonach im östlichen Bundesstaat Kayah (Karenni) die verkohlten Leichen von mehr als 30 Menschen in ausgebrannten Fahrzeugen aufgefunden wurden. Darunter seien auch Frauen, Kinder und Ältere gewesen, erklärte die lokale „Karenni Human Rights Organisation“. Bestätigt wurde die Gräueltat demnach durch einen Bewohner sowie einen Vertreter einer im Kayah-Staat aktiven Rebellengruppe. Die Organisation Human Rights Watch spricht von einem Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Die Karenni sind eine der zahlreichen ethnischen Minderheiten im Vielvölkerstaat Myanmar. Derweil hat die Organisation „Save the Children“ zwei ihrer Mitarbeiter als vermisst gemeldet. Diese seien auf dem Weg nach Hause gewesen seien, nachdem sie in einer nahe gelegenen Gemeinde humanitäre Hilfe geleistet hätten. Deren Privatfahrzeug sei angegriffen und in Brand gesteckt worden. Berichten zufolge habe das Militär die Menschen aus ihren Autos gezwungen, einige verhaftet, andere ermordet und ihre Körper verbrannt. „Save the Children“ spricht von mindestens 38 Toten.
Der Angriff bedeute einen Bruch internationalen humanitären Rechts, erklärte die Chefin von „Save the Children International“, Inger Ashing. Nach der Gewalttat stellte die Organisation ihre Arbeit in einigen Regionen Myanmars vorübergehend ein. Seit Jahrzehnten verübe das Militär Verbrechen, kritisierte auch die von Gegnern des Militärputsches gebildete „Regierung der Nationen Einheit“ (NUG). Seit dem Staatsstreich vom 1. Februar habe die Junta ihre Angriffe gegen die eigene Bevölkerung verschärft und die Welt werde Zeuge immer weiterer Grausamkeiten, erklärten die Regimegegner in einer Stellungnahme.
Seit dem Putsch versinkt das südostasiatische Land im Chaos. Laut der Hilfsorganisation für politische Gefangene AAPP wurden mindestens 1.375 Menschen bei Protesten getötet und mehr als 11.200 Personen verhaftet. Zugleich kämpfen immer mehr lokale Widerstandsgruppen gegen die Machtübernahme der Junta.