Appelle zum Zusammenhalt in der Corona-Pandemie

Appelle zum Zusammenhalt in der Corona-Pandemie
Zum zweiten Mal feiern Christen Weihnachten, während die Corona-Pandemie Leid über die Menschen bringt und Ängste schürt. Bundespräsident Steinmeier und die Kirchen rufen dazu auf, zusammenzustehen und die Hoffnung nicht zu verlieren.

Frankfurt a.M. (epd). Spitzenrepräsentanten der Kirchen in Deutschland und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier haben zu Weihnachten zu Zuversicht und gesellschaftlichem Zusammenhalt in der Corona-Pandemie aufgerufen. Steinmeier sagte in seiner vorab aufgezeichneten Weihnachtsansprache, es komme auf jeden Einzelnen an: „Der Staat kann sich nicht für uns die Schutzmaske aufsetzen, er kann sich auch nicht für uns impfen lassen.“

In der Demokratie müssten nicht alle einer Meinung sein, sagte das Staatsoberhaupt: „Aber bitte denken wir daran: Wir sind ein Land!“ Man müsse sich auch nach der Pandemie noch in die Augen schauen können. Entscheidend sei, wie über verschiedene Meinungen gesprochen werde, in der Familie, im Freundeskreis und in der Öffentlichkeit, sagte Steinmeier. Der Bundespräsident dankte in seiner Ansprache, die am ersten Weihnachtsfeiertag im Fernsehen ausgestrahlt wird, den Bürgerinnen und Bürgern für rücksichtsvolles Handeln zur Vermeidung von Infektionen. Die oft stille Mehrheit handele seit Monaten umsichtig und verantwortungsvoll, sagte er.

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, sieht Gott auch in der Pandemie bei den Menschen. „Gott ist auch und gerade in dieser zermürbenden Situation an unserer Seite“, sagte die westfälische Präses dem Bielefelder „Westfalen-Blatt“ (Freitag).

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sagte laut Predigtmanuskript am Freitag in der Kapelle des Bischofshauses Limburg, wieder sei Weihnachten, und die Menschen könnten das Fest wegen der Corona-Pandemie nicht so gestalten, wie sie es gerne täten: „Doch ich bin sicher, all dies hindert Jesus nicht, bei uns anzukommen und unsere Herzen zu erwärmen mit seinem Licht und seiner Nähe.“

Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister sagte in einer Christvesper in der hannoverschen Marktkirche: „Wir leben nicht in der Apokalypse“, auch wenn manche politischen Stellungnahmen so klängen. Die Weihnachtszeit sei die Zeit eines radikal neuen Beginns. Die apokalyptische Angst verändere kein Verhalten. Das könnten nur Hoffnung und die Zuversicht auf eine andere Zeit, sagte der Theologe, er auch Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands ist.

Nach Ansicht der Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs sollte die Kirche die Menschen „mit vereinten Kräften“ zusammenhalten. Die Gesellschaft erlebe derzeit mit der Pandemie und der Impfdebatte einen Stresstest sondergleichen, sagte Fehrs dem „Hamburger Abendblatt“ (Freitag): „Ich wünschte, wir würden da einander mehr zuhören und weniger aufeinander einreden“, sagte die Theologin, die auch stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende ist.

Der Bischof des Bistums Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, erklärte am Heiligen Abend in Dresden, Fürsorge, Solidarität und Achtsamkeit seien in diesen Tagen nötiger denn je. Zum zweiten Mal werde Weihnachten in dem Bewusstsein gefeiert, „dass ganz in unserer Nähe in den Krankenhäusern und in den Familien, in denen Verwandte oder Freunde gestorben sind, wohl kaum Festtagsstimmung aufkommen wird“. Diese Spannung lasse sich „erst im Wissen um die Weihnachtsbotschaft von der Liebe und Hingabe Gottes in seiner Menschwerdung“ ertragen.