Berlin (epd). Mehr als 475.500 Beschäftigte haben offenbar Ende 2020 so wenig Lohn erhalten, dass sie Anspruch auf Aufstockung durch Hartz IV hatten. Darunter waren im Dezember vergangenen Jahres auch viele Menschen in systemrelevanten Berufen, wie eine Antwort der Bundesregierung auf eine schriftliche Frage der Linken im Bundestag zeigt, die dem epd am Montag vorlag. Zuerst hatten die Zeitungen der Funke Mediengruppe darüber berichtet. Wenn das eigene Einkommen für den Lebensunterhalt nicht reicht, können Bürgerinnen und Bürger in Deutschland mit Arbeitslosengeld II aufstocken.
So mussten den Angaben zufolge im Dezember 2020 mehr als 10.860 Beschäftigte in der Altenpflege, knapp 8.250 Beschäftigte in der Gesundheits- und Krankenpflege sowie von Rettungsdiensten und in der Geburtshilfe und rund 44.260 Beschäftigte in der Lagerwirtschaft, Post, Zustellung und Güterumschlag aufstocken. Auch knapp 36.520 Verkäuferinnen und Verkäufer hatten als sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Anspruch auf die staatlichen Aufstockerleistungen.
Insgesamt sank jedoch der Anteil der Leistungsberechtigten unter den Beschäftigten im Vergleich zu Ende 2019 von 1,6 Prozent mit 520.130 Leistungsberechtigten auf 1,4 Prozent mit 475.500 Berechtigten in einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Zudem gab es Ende 2020 laut Bundesarbeitsministerium auch rund 259.100 ausschließlich geringfügig Beschäftigte sowie knapp 78.200 Selbstständige, die ebenfalls Anspruch auf die Leistung hatten.
Der Fraktionschef der Linken, Dietmar Bartsch, forderte von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD), einen Plan für höhere Löhne in systemrelevanten Berufen vorzulegen: „Die Helden des Alltags stehen vielfach Schlange im Sozialamt“, kritisierte er. Dass Zehntausende Pflegekräfte, Verkäuferinnen und Paketboten mitten in der Pandemie aufstocken müssten, weil ihr Lohn nicht zum Leben reichte, bezeichnete Bartsch in den Funke-Zeitungen als „Gipfel der Heuchelei“.