Mediziner: Freie Wahl bei Corona-Impfung für Kinder ist richtiger Weg

Mediziner: Freie Wahl bei Corona-Impfung für Kinder ist richtiger Weg
11.12.2021
epd
epd-Gespräch: Björn Schlüter

Hannover (epd). Bei einer Corona-Impfung für ihre fünf- bis elfjährigen Kinder sollten Eltern nach Ansicht des Mediziners Florian Guthmann frei entscheiden können. „Wenn jemand gerne für sein Kind die Impfung bekommen möchte, so habe ich kein Problem damit, diese zu verabreichen“, sagte der Chefarzt für Allgemeine Kinderheilkunde und Neonatologie im Kinderkrankenhaus Auf der Bult in Hannover dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Allerdings würde ich auch nie versuchen, jemanden zu überzeugen, der Zweifel hat. Niemand, der sich gegen die Impfung seiner Kinder entscheidet, muss ein schlechtes Gewissen haben.“

Guthmann begründete seine Haltung mit der Faktenlage. Zwar sei die Inzidenz unter den Kindern tatsächlich sehr hoch, der Krankheitsverlauf aber in aller Regel eher mild. „Wenn wir auf die Kinderintensivstation schauen, dann sind bei uns die Betten voll mit Patienten mit RS-Virus-Atemwegsinfektionen, nicht mit Corona-Patienten“, betonte der Chefarzt. Aus medizinischer Sicht bedeute eine Corona-Infektion für Kinder in den allermeisten Fällen eben keine Lebensgefahr oder langfristige Folgen. „Zugleich ist aber auch durch Studien nachgewiesen, dass der Impfstoff bei Kindern wirksam ist.“

Vor diesem Hintergrund lobte Guthmann ausdrücklich die eingeschränkte Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko). Sie empfehle die Impfung für Kinder, die eine hohe Wahrscheinlichkeit auf einen schweren Krankheitsverlauf haben, etwa durch Übergewicht oder Asthma. Auch Kinder mit Kontakt zu Risikopatienten seien bedacht. „Da ist klar das Wohl der Betroffenen im Blick und es geht darum, Todesfälle zu verhindern.“ Eine allgemeine Empfehlung für Kinder wäre aber aufgrund der aktuellen Datenlage verfrüht, betonte der Mediziner. „Das Risiko seltener Komplikationen lässt sich noch nicht abschätzen.“

Die Stiko müsse „auch nach Corona noch glaubwürdig auftreten können“, unterstrich der Mediziner. Sie dürfe sich daher nicht „vor irgendeinen Karren der Politik spannen lassen“. Natürlich wäre es wünschenswert, wenn beispielsweise Schulen Klassenfahrten nicht mehr ersatzlos absagen müssten, wenn alle Kinder geimpft wären. „Aus medizinischer Sicht können solche Überlegungen aber nicht als Argument für eine Impfung oder gegen Impfverweigerer missbraucht werden.“