Osnabrück (epd). Angesicht des jüngsten Berichts des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri zu steigenden Umsätzen in der Rüstungsindustrie zeigen sich die kirchlichen Hilfswerke in Deutschland entsetzt. „Die neuen Sipri-Zahlen beweisen einmal mehr, dass die Staaten dieser Welt in Krisenzeiten falsche Prioritäten setzen. Diese Waffengeschäfte und -exporte sind ebenfalls eine Art globaler Pandemie“, sagte Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer des katholischen Hilfswerks Misereor, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Montag).
Die Weltgemeinschaft sei durch die Corona-Pandemie gefordert wie selten. Für viele Menschen bedeute sie den Verlust ihrer Lebensgrundlagen, sagte Spiegel. „Gleichzeitig boomt die Rüstungsindustrie, und auch deutsche Hersteller machen gute Geschäfte zulasten von Menschen in Konfliktregionen und auf Kosten zahlreicher Gewaltopfer.“ Die neue Bundesregierung müsse nun „Ernst machen mit ihren Ankündigungen zur Exportkontrolle und Abrüstung“.
Die Präsidentin des evangelischen Hilfswerks „Brot für die Welt“, Dagmar Pruin, sagte, es sei schwer nachzuvollziehen, dass in weiten Teilen der Welt staatliche Rüstungsausgaben ausgerechnet in einer Zeit gestiegen seien, in der die Weltwirtschaft um 3,1 Prozent geschrumpft sei: „Es ist bitter, dass internationale Waffengeschäfte florieren, während Kriege und Konflikte Millionen Menschen in die Flucht treiben.“
Laut Sipri haben die weltweit 100 größten Rüstungsunternehmen im Jahr 2020 Waffen und militärische Dienstleistungen im Wert von 531 Milliarden Dollar verkauft. Damit stiegen die Umsätze im Corona-Jahr gegenüber 2019 um 1,3 Prozent.