Köln (epd). Die Medizinethikerin Christiane Woopen hat sich skeptisch über eine allgemeine Impfpflicht geäußert. Sie halte diese „für sehr schwer begründbar“, sagte die Bonner Professorin am Samstag im Deutschlandfunk. Sie plädierte in der aktuellen Corona-Pandemielage stattdessen für eine gestufte Impfpflicht, die auch ältere Menschen ab 60 Jahren umfassen könnte.
Woopen warb für eine zunächst einrichtungsbezogene Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen „in Krankenhäusern, Pflegeheimen, vielleicht in den Orten, wo Menschen mit Behinderungen, psychischen Erkrankungen versorgt werden“. Der zweite Schritt wäre eine Begrenzung auf bestimmte Altersgruppen.
„Auf den Intensivstationen liegen derzeit 80 Prozent über 50 Jahre und 60 Prozent über 60 Jahre. Das heißt, wenn man eine Impfpflicht auf bestimmte Altersgruppen beschränken würde, hätte man diese Situation auch schon bewältigt“, sagte die Ethikerin. Die Begründung für eine Impfpflicht könne nicht darin liegen zu sagen, man müsse die Menschen vor einer Erkrankung bewahren. „Es geht darum, eine öffentliche Notlage zu vermeiden.“
Woopen sagte: „Ich schlage vor, alles dafür zu tun, um eine Impfpflicht zu vermeiden.“ Es sei noch nicht alles dafür getan worden, um mehr Menschen zu einer Impfung zu bewegen.
Am Samstagmorgen meldete das RKI für die zurückliegenden 24 Stunden 64.510 Neuinfektionen. Die Sieben-Tage-Inzidenz bundesweit stieg damit leicht auf den Wert von 442,7 (Vortag: 442,1). 378 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus, womit sich die Zahl der Corona-Toten in Deutschland auf 102.946 erhöhte.