Bonn (epd). Die Aktion Mensch erwartet dauerhafte Folgen der Corona-Pandemie für Behinderte auf dem Arbeitsmarkt. In den ersten zehn Monaten des Jahres 2021 waren in Deutschland im Schnitt 174.006 Menschen mit Schwerbehinderung arbeitslos, wie der am Dienstag in Bonn veröffentlichte Inklusionsreport der Aktion Mensch und des Düsseldorfer Handelsblatt Research Institutes zeigt. Der Wert liege über dem des vergangenen Jahres, als durchschnittlich 169.691 Menschen mit Schwerbehinderung keine Arbeit hatten.
Zwar habe sich der vorherrschende negative Trend zu Beginn der Pandemie im Jahresverlauf 2021 etwas verlangsamt, hieß es. So sei die Zahl der arbeitslosen Menschen mit Behinderung im Oktober 2021 rund vier Prozent niedriger gewesen als im Oktober 2020. Im Vergleich zur Situation vor der Pandemie seien die Beschäftigtenzahlen aber noch immer niedriger: So habe die Arbeitslosenquote unter Menschen mit Behinderung im Oktober 2021 um 8,3 Prozent höher gelegen als im Oktober 2019. Den bisherigen Höchststand der Arbeitslosenzahlen seit Beginn der Corona-Krise verzeichnet der Report im Januar 2021 mit 180.047 schwerbehinderten Arbeitslosen.
Laut Bert Rürup, Präsident des Handelsblatt Research Institutes, liegt das Niveau der Inklusion auf dem Arbeitsmarkt damit auf dem Stand von 2016. Bisherige Fortschritte seien verloren. „Aktuell entwickelt sich die Lage für Menschen mit Behinderung zudem weniger positiv als für Menschen ohne Behinderung“, sagte der Wirtschaftswissenschaftler. Denn erfahrungsgemäß sei der Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderung von einer geringeren Dynamik geprägt. Deshalb sei zu befürchten, dass Menschen mit Behinderung deutlich länger mit den negativen Folgen der Pandemie zu kämpfen haben werden. So steige auch die Gefahr, dass noch mehr Menschen mit Behinderung in die Langzeitarbeitslosigkeit geraten.