Berlin (epd). Ein Viertel der Beschäftigten sieht sich trotz Corona-Maßnahmen am Arbeitsplatz nur schlecht vor einer Ansteckung geschützt. Das geht aus dem „DGB-Index Gute Arbeit 2021“ hervor, den die Gewerkschaften am Dienstag in Berlin vorstellten. Insbesondere Beschäftigte mit vielen persönlichen Kontakten fürchteten um ihre Gesundheit, so etwa Erzieherinnen, von denen sich knapp 60 Prozent große Sorgen machten. Ein Drittel der befragten Beschäftigten gab an, dass die Infektionsschutzmaßnahmen die Ausübung ihrer Tätigkeit erschwert hätten.
Während der Pandemie wurde die Arbeit in vielen Branchen stark digitalisiert. Knapp die Hälfte der Befragten (46 Prozent) arbeitet deshalb jetzt mit neuer Software beziehungsweise neuen Apps. Häufig ersetze digitale Kommunikation den unmittelbaren persönlichen Kontakt, was nicht ohne Folgen bleibe: Jeder dritte Beschäftigte ist dadurch stärkeren Belastungen ausgesetzt.
31 Prozent der Beschäftigten arbeiteten der Studie zufolge im Umfragezeitraum häufig oder sehr häufig im Homeoffice. Die Belastungen bei der Arbeit zu Hause sind besonders stark ausgeprägt, wenn Kinder zu betreuen sind, die Wohnung für die Arbeit nicht geeignet ist oder wenn mit neuer digitaler Technik gearbeitet wird, für die es keine ausreichende Schulung und Unterstützung gibt. Die Kosten, die beim Arbeiten in der eigenen Wohnung anfallen, etwa für Miete, Heizung und Strom, werden in mehr als 90 Prozent der Fälle ausschließlich von den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern getragen.
Reiner Hoffmann, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbunds, sagte, dass jeder vierte Beschäftigte überdurchschnittlich stark unter Defiziten im betrieblichen Infektionsschutz leide, „sollte uns alle beunruhigen“.
„Eine zunehmend digitalisierte Arbeitswelt heißt für viele Beschäftigte mehr Arbeitsbelastung“, betonte Maike Finnern, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GWE). Deshalb sei es mit besserer technischer Ausstattung alleine nicht getan. „Um gute Arbeit leisten zu können, brauchen die Beschäftigten gute, nachhaltige Rahmenbedingungen: IT-Support, Fort- und Weiterbildungen, auch in digitalen Zeiten den Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen.“
Mit der repräsentativen Befragung „DGB-Index Gute Arbeit“ werden seit 2007 einmal im Jahr Beschäftigte zur Qualität ihrer Arbeitsbedingungen interviewt. In diesem Jahr wurden bundesweit 6.407 zufällig ausgewählte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aller Branchen, Berufe, Einkommens- und Altersgruppen, Regionen und Betriebsgrößen im Zeitraum von Januar bis Juni befragt.