Brüssel, Amsterdam (epd). Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat den ersten Corona-Impfstoff für Kinder ab fünf Jahren freigegeben. Die Amsterdamer Behörde erteilte dem Präparat von Biontech/Pfizer für diese Altersgruppe am Donnerstag grünes Licht. Die empfohlene Dosis beträgt ein Drittel der Dosis für Patienten ab zwölf Jahren, erklärte die Behörde. Die Impfung werde aber wie gehabt per Injektion in den Oberarm im Abstand von drei Wochen verabreicht.
Eine Studie mit fast 2.000 Kindern hat laut EMA die Wirksamkeit des Comirnaty genannten Vakzins erwiesen. Dabei hätten 1.305 die Impfung erhalten und 663 ein Placebo. Von der ersten Gruppe entwickelten demnach drei Kinder Covid-19-Symptome, aus der zweiten Gruppe 16 Kinder.
Die häufigsten Nebenwirkungen entsprächen denen der älteren Patienten. Sie umfassen laut EMA Schmerzen und Schwellungen an der Einstichstelle, Kopf- und Muskelschmerzen, Müdigkeit und Schüttelfrost. „Diese Wirkungen sind normalerweise mild oder moderat und bessern sich innerhalb weniger Tage nach der Impfung.“ Deshalb wiegt der Nutzen nach Einschätzung der EMA die Risiken der Impfung auch bei Kindern auf.
Die EU-Kommission musste mit Stand Donnerstagnachmittag noch die europaweite Zulassung erteilen. Maßgeblich in Deutschland ist neben der Zulassung des Impfstoffs eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko). Das Gremium muss nun über die Corona-Impfung für Kinder beraten.
Das Präparat des deutschen Biotechnologieunternehmens Biontech und des US-Pharmakonzerns Pfizer war am 21. Dezember 2020 als erster Covid-19-Impfstoff EU-weit zugelassen worden. Zunächst galt die Erlaubnis für Menschen ab 16 Jahren, Ende Mai wurde sie auf Kinder ab zwölf erweitert. Von den übrigen drei EU-weit zugelassenen Impfstoffen sind ein weiterer ab zwölf und zwei ab 18 Jahren zugelassen.
Comirnaty basiert auf einem neuartigen mRNA-Wirkstoff. Er führt im Körper des Geimpften zur Bildung eines Proteins, das auch das Coronavirus besitzt und das es zum Eindringen in die Körperzellen braucht, wie die EMA erklärt. Nach der Impfung bildet der Körper Abwehrzellen und aktiviert weiße Blutkörperchen. Mit ihnen ist der Patient gegen das Virus gerüstet.
Die geschäftsführende Bundesfamilienministerin Christine Lambrecht (SPD) begrüßte die Nachricht aus Amsterdam: „Auch für Kinder ist die Impfung der Weg aus der Pandemie heraus. Deshalb ist die Entscheidung der EMA eine große Erleichterung für Kinder und Eltern.“ Lambrecht forderte die Länder auf, „Vorbereitungen für die Kinder-Impfung so treffen, dass es sofort losgehen kann, wenn der Impfstoff für Kinder bereitsteht.“ Neben den Kinderarztpraxen seien auf Kinder eingestellte Impfzentren und mobile Impfangebote nötig.
Auch der CDU-Politiker Peter Liese äußerte sich zustimmend. „Bei den stark steigenden Coronazahlen ist es insbesondere für Kinder mit Vorerkrankungen dringend erforderlich, dass für sie jetzt auch ein sicherer und wirksamer Impfstoff zur Verfügung steht“, erklärte der Europaabgeordnete und Arzt. Über die Priorisierung entscheiden sollten die Kinderärzte.