Frankfurt a.M. (epd). Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat nach eigenen Worten kein Verständnis für Impfverweigerer und spricht sich für eine allgemeine Impfpflicht gegen das Coronavirus aus. Der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Donnerstag) sagte Herrmann: „Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, war es damals selbstverständlich, dass Eltern verpflichtet waren, ihre Kinder gegen Pocken und Kinderlähmung impfen zu lassen.“ Es habe auch damals Kritiker gegeben, aber diese hätten die Vorgabe letztlich akzeptiert.
Auch in der Corona-Pandemie müsse die Minderheit sich am Ende der Mehrheit beugen: „Wenn wir die nötige Impfquote nicht auf freiwilliger Basis erreichen können, dann ist eine Impfpflicht bislang der einzige Weg“, sagte Herrmann. In einer Demokratie dürften Minderheiten natürlich um ihre Rechte kämpfen, es würden nie alle einer Meinung sein. „Aber eines scheint in Vergessenheit zu geraten: Am Schluss des Tages entscheidet in der Demokratie eine Mehrheit. Und die Minderheit muss diese Entscheidung akzeptieren“, sagte der CSU-Politiker.
Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger äußerte sich angesichts steigender Corona-Infektionszahlen offen für eine allgemeine Impfpflicht. „Wir setzen auf Dialog und Überzeugung. Daher ist eine gesetzliche Impfpflicht immer nur die zweitbeste Lösung. Sie darf aber nicht von vornherein ausgeschlossen werden“, sagte er der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Donnerstag).
Aktuell sind laut Daten des RKI insgesamt 68,1 Prozent der Bevölkerung in Deutschland vollständig gegen Covid-19 geimpft, 70,7 Prozent mindestens einmal. Das RKI geht zwar davon aus, dass wegen Lücken im Meldesystem die tatsächliche Impfquote bis zu fünf Prozentpunkte höher liegt. Doch gilt die geringe Impfquote gilt als ein Grund für das Ausmaß der vierten Welle der Pandemie in Deutschland.