Berlin (epd). Die deutsche Sektion des internationalen Seenotrettungsverbundes SOS Méditerranée entsendet ab Mitte 2022 ein eigenes Rettungsschiff ins Mittelmeer. Es würden dringend mehr Schiffe gebraucht, teilte die Organisation am Dienstag in Berlin mit. Deshalb solle ein neues, schnelles Schiff durch Spenden finanziert werden, um Flüchtlinge und Migranten zu retten. Dafür werde SOS Méditerranée Deutschland den internationalen Verbund zum Ende des Jahres verlassen und als unabhänige Organisation arbeiten. Bislang betrieb die deutsche Sektion gemeinsam mit den Zweigen in Frankreich, der Schweiz und Italien die Schiffe „Ocean Viking“ und davor die „Aquarius“.
Das neue Schiff werde „ideal an die aktuellen Bedingungen im Mittelmeer angepasst“ und werde aber anders als beispielsweise die „Ocean Vking“ nicht gechartert, sondern von der Organisation gekauft und mit einer operativen Abteilung betrieben.
Derweil wartet die „Sea-Watch 4“ mit 475 Geretteten an Bord weiter auf die Zuweisung eines Hafens. Es seien mehrere Anfragen an Malta und Italien erfolgt, erklärte die gleichnamige Organisation, die das Schiff betreibt, am Dienstag. Malta habe nicht reagiert, Italien zweimal abgelehnt. „Laut Völkerrecht müssen wir aus Seenot Gerettete an einen sicheren Ort bringen, der nur in Europa liegen kann.“ Die Behörden müssten endlich die Anlandung erlauben.
Am Montag waren eine Mutter mit ihrem neugeborenen Kind und weitere fünf Gerettete aus medizinischen Gründen von der italienischen Küstenwache von Bord evakuiert worden. Die Besatzung hatte Ende vergangener Woche 482 Geflüchtete in sieben Einsätzen aus Seenot gerettet.
Das Mittelmeer gehört zu den gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. In diesem Jahr sind nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) bereits über 1.644 Menschen auf der Flucht im Mittelmeer ertrunken oder werden vermisst. Die Dunkelziffer liegt vermutlich deutlich höher.