Berlin (epd). Die Intensivmediziner in Deutschland fürchten, dass bisherige hohe Standards in der Patientenbehandlung in nächster Zeit nicht in allen Kliniken gehalten werden können. Angesichts der dramatisch steigenden Zahl von Covid-19-Patientinnen und Patienten werde es in den kommenden Wochen vermehrt zu Verlegungen in andere Krankenhäuser kommen, sagte Gernot Marx, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), am Montag in einer digitalen Pressekonferenz. Allein in der vergangenen Woche seien es auf den Intensivstationen 1.098 Fälle mehr gewesen als in der Woche zuvor.
In Regionen mit überdurchschnittlich hohen Inzidenzen hätten Krankenhäuser mit „akuten Überlastungssituationen“ zu kämpfen, sagte Marx. Daher würden dort verschiebbare, aber medizinisch notwendige Operationen zunächst abgesagt. Schon jetzt komme es zu einer Priorisierung der Fälle.
Die Belastungen seien auch deshalb so groß, weil erschöpfte Pflegekräfte ihre Arbeitszeit reduziert oder sogar ihren Beruf verlassen hätten, sagte Marx. „Das bedeutet für Deutschland etwa 4.000 Intensivbetten weniger als vor einem Jahr“, betonte der Arzt. Dennoch geht der Divi-Präsident nach eigenen Worten davon aus, dass auch in den kommenden Wochen alle Notfälle - und damit auch jeder Covid-19-Patient - versorgt werden.
Marx appellierte an die Bevölkerung, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen, um die dramatische Corona-Lage wieder in den Griff zu bekommen. „Die Impfung ist nach wie vor der Schlüssel für eine erfolgreiche Pandemiebewältigung“, sagte er. Für Boosterimpfungen seien möglichst schnell Strukturen zu schaffen, um diese flächendeckend durchführen zu können. Auch müssten die Menschen weiterhin die bekannten Vorsichtsmaßnahmen beachten, also Maske tragen, Abstand zu anderen halten und Kontakte einschränken.