Wahlen in Chile und Venezuela

Wahlen in Chile und Venezuela

Frankfurt a.M. (epd). In Chile und Venezuela waren die Bürgerinnen und Bürger am Sonntag zu Wahlen aufgerufen. In Chile wurde über ein neues Staatsoberhaupt, einen Teil des Senats und alle Abgeordneten abgestimmt. Prognosen ließen für keinen der beiden Favoriten für das Präsidentenamt die erforderliche Mehrheit erwarten. Laut Umfragen könnten sich dann der linke Politiker Gabriel Boric und der Rechtsnationalist José Antonio Kast am 19. Dezember in einer Stichwahl gegenüberstehen.

Der konservative Amtsinhaber Sebastián Piñera konnte sich nicht noch einmal zur Wahl stellen. Etwa 14 Millionen Chileninnen und Chilenen waren zudem aufgerufen, 27 Senatorinnen und Senatoren zu bestimmen sowie alle 155 Mitglieder der Abgeordnetenkammer. Die Amtszeit der neu Gewählten beginnt im März. Die Regierungszeit Piñeras war von sozialen Unruhen geprägt, die 2018 mit einer Erhöhung der Preise für den öffentlichen Nahverkehr begannen und sich zu einer Massenbewegung für mehr soziale Gerechtigkeit entwickelten.

In Venezuela standen am Sonntag Gouverneure, Bürgermeister, Regionalabgeordnete und Gemeinderäte zur Wahl. Nach zwei wegen mangelnder Transparenz boykottierten Wahlen beteiligen sich auch Oppositionsparteien, teilweise auf einer gemeinsamen Liste. Dabei stellten sie Kandidatinnen und Kandidaten für 23 Gouverneursämter, 335 Bürgermeisterposten und mehr als 2.000 Regionalabgeordnete und Gemeinderäte auf.

Um ihre Machtbasis nicht weiter zu verlieren, müssen die oft zerstritten Regierungsgegner viele Mandate auf lokaler Ebene erringen. Die wirtschaftliche Lage in dem südamerikanischen Land ist verheerend, die Inflationsrate betrug nach Angaben der Zentralbank im vergangenen Jahr knapp 3.000 Prozent. Rund drei Viertel der Venezolaner gelten als extrem arm. Durch Sanktionen ist Venezuela unter Präsident weltweit vom Handel abgeschnitten und kommt nur dank Verbündeter wie Russland und der Türkei über die Runden. Knapp sechs Millionen Venezolaner und damit knapp ein Fünftel der Gesamtbevölkerung haben wegen der Krise seit 2015 ihr Land verlassen, zumeist nach Kolumbien, Peru und Chile.