Berlin (epd). Krankenhausträger und Ärzteverbände wollen in einer gemeinsamen Aktion das Tempo bei den Corona-Impfungen beschleunigen. „Das pandemische Geschehen ist hochdramatisch“, sagte Klaus Reinhardt, der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), am Freitag bei einer Online-Pressekonferenz. Er verwies auf die längst überlasteten Intensivstationen. Noch immer seien rund 14 Millionen Menschen in Deutschland ungeimpft. Hier müsse dringend gegengesteuert werden, „sowohl bei den Erst- und Zweitimpfungen als auch bei den Auffrischungsimpfungen“.
Reinhardt sagte, die jetzige Initiative von Kliniken und Medizinern habe das Ziel, der Impfkampagne in einer konzertierten Aktion dringend neuen Schwung zu verleihen. Der BÄK-Präsident betonte, beim Nachimpfen habe der Schutz der vulnerablen Gruppen weiter Vorrang, und auch die Erstimpfungen müssten vorangetrieben werden. „Noch immer sind rund zwei Millionen Menschen, die älter als 60 Jahre sind, nicht geimpft“, sagte Reinhardt.
Zudem müsse man bei der Suche nach den Ursachen für den massiven Anstieg der Inzidenzen feststellen, dass auch die zweite Impfung nur zeitlich begrenzt wirkt. Deshalb komme es jetzt auch darauf an, schnellstens die Boosterimpfungen vorzunehmen. Zwar habe das Impftempo hier in den vergangenen Tagen schon deutlich zugenommen, doch stießen die Hausarztpraxen jetzt an ihre Belastungsgrenze. Der Ärzteverbandschef warb dafür, die Impfbasis zu verbreitern. Lokale Impfzentren müssten wieder geöffnet werden und umgehend noch mehr mobile Impfteams losgeschickt werden.
Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft, sagte, es bestehe „dringende Not, die Impfkampagne deutlich zu verstärken“. In Bayern, Sachsen und Thüringen sei die Lage in den Krankenhäusern dramatisch. Hier seien bereits Patienten verlegt worden, um die Behandlung von Corona-Kranken zu sichern, aber auch, um überhaupt noch andere Notfälle aufnehmen zu können.
„Unsere Bitte an die Bürger ist: Kontakte vermeiden und jetzt jede Form von Impfung in Anspruch zu nehmen“, so Gaß. Auch er betonte, die gefährdeten Patientengruppen hätten beim Nachimpfen Vorrang. Jüngere Bürgerinnen und Bürger bat er um Geduld: Es könne noch einige Wochen dauern, bis sie „in einer geordneten Reihenfolge“ ihren Termin zur Boosterimpfung bekämen.