Braunschweig (epd). Die Epidemiologin Berit Lange sieht ungeimpfte Menschen angesichts der hohen Zahl von Coronainfektionen vor einem riskanten Winter. „Das individuelle Risiko, wenn man ungeimpft in diesen Winter startet, ist ungemein hoch im Vergleich zu den Geimpften“, sagte die Expertin vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung der „Braunschweiger Zeitung“ (Samstag). Die Gefahr, sich zu infizieren, sei auch aufgrund der vorherrschenden hochansteckenden Delta-Variante deutlich erhöht. Und wer sich als Ungeimpfter infiziere, habe noch einmal ein deutlich erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf.
Dass auch immer mehr Menschen mit Impfdurchbrüchen auf den Intensivstationen liegen, war nach den Worten der Braunschweiger Expertin zu erwarten. Je mehr Menschen geimpft würden, desto mehr Impfdurchbrüche seien zu verzeichnen. „Keine Impfdurchbrüche gibt es nur dort, wo niemand geimpft ist.“ Wenn umgekehrt 100 Prozent der Menschen geimpft wären, dann wären auch 100 Prozent der Corona-Fälle auf den Intensivstationen Impfdurchbrüche. „Das Entscheidende ist: Es wären dann absolut viel weniger Fälle als jetzt. Das muss man sich klar machen.“
Die steigende Zahl der Impfdurchbrüche bedeute also keineswegs, dass die Impfungen wirkungslos seien, betonte Lange. Die Personen, die trotz Impfung schwer erkrankten, seien alte, deren Immunreaktion bereits nachgelassen habe, und solche, die aufgrund von Vorerkrankungen ein schwaches Immunsystem hätten.