Hannover (epd). Der hannoversche Immunologe Matthias Stoll hält angesichts der aktuellen Corona-Infektionslage ein erneutes Weihnachtsfest mit eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten für denkbar. Eine erkennbare Bremswirkung schärferer Maßnahmen setze erst nach mindestens drei Wochen ein, sagte der Immunologie-Professor am Zentrum für Innere Medizin der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Da die Politik derzeit aber beispielsweise keine umfassende 2G-Regel inklusive Testpflicht plane, sei es „nicht ganz unwahrscheinlich, dass die Heilige Nacht vielleicht auch 2021 genauso still und besinnlich im kleinsten Kreise verbracht werden muss wie 2020“.
Andererseits sei aus anderen Ländern bekannt, dass sich Infektionswellen wie die derzeitige „auch ohne Maßnahmen von selbst totlaufen können“, ergänzte Stoll. Wenn sich mehr Ungeimpfte mit Corona infizierten, entspreche dies einer „unfreiwilligen, natürlichen Impfung“, wodurch die Schwelle zur Herdenimmunität ebenfalls erreicht werde. Jedoch sei die aktuelle Infektionswelle nicht mit früheren vergleichbar: „Die Situation ist unübersichtlich.“ Das liege an der mittlerweile dominanten Delta-Variante, einer teilweise eingetretenen Herdenimmunität sowie der sinkenden Zahl schwerer Corona-Erkrankungen.
Stoll sagte, er hoffe mit Blick auf das Weihnachtsfest auf die Selbstregulierung des Infektionsgeschehens oder die Einsicht bisher ungeimpfter Menschen. Dem Immunologen zufolge hätten sie die derzeitige Infektionswelle verhindern können und zugleich die Chancen und Risiken der zukünftigen Entwicklung in der Hand.