Berlin (epd). Angesichts der sich weiter verschlechternden Corona-Lage haben Gewerkschaften vor einer wachsenden Aggressivität gegenüber Ärzten und Pflegekräften gewarnt. „Ärztinnen und Ärzte berichten in der Pandemie immer öfter von Anfeindungen und Drohungen“, sagte die Vorsitzende der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, Susanne Johna, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Freitag).
„Besonders diejenigen, die in der Öffentlichkeit für das Impfen werben, auch impfende niedergelassene Kolleginnen und Kollegen, erleben oft direkte Bedrohungen“, sagte Johna weiter. Vor allem die verbale Gewalt habe an Häufigkeit und Schärfe zugenommen. „Ich selbst habe bereits viele Drohmails bekommen. Ich bin gezwungen, praktisch täglich auf meinen Accounts bei Twitter und Facebook Personen zu sperren.“
Verdi-Gewerkschafterin Grit Genster erklärte mit Blick auf das Pflegepersonal: „Wir beobachten, dass Patientinnen und Patienten aggressiver und ungehaltener reagieren als wir das bisher kannten. Das ist besonders bei der Durchsetzung von coronabedingten Hygiene-Maßnahmen wie Isolation, Kontaktbeschränkungen, Maskenpflicht oder bei PCR-Tests der Fall“, sagte sie den Funke-Zeitungen: „Mein Eindruck ist, dass die Aggressivität mit der Dauer der Pandemie weiter zunehmen wird und es in den nächsten Monaten weiter extrem angespannt bleibt.“
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Infektionen hat am Freitag den fünften Tag in Folge einen Höchstwert erreicht. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts lag die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche bei 263,7 nach 249,1 am Donnerstag. 191 weitere Menschen starben in Zusammenhang mit dem Virus.