Grundstein für neue Synagoge in Potsdam gelegt

Grundstein für neue Synagoge in Potsdam gelegt
Jahrzehnte nach der Schoah wurde vor 30 Jahren wieder eine jüdische Gemeinde in Potsdam gegründet, nun wurde auch der Grundstein für eine neue Synagoge im Stadtzentrum gelegt: Drei Kinder legten die große Kupferkapsel in das Fundament des Bauwerks.

Potsdam (epd). Die jüdischen Gemeinden in Potsdam bekommen fast 80 Jahre nach der Schoah wieder eine Synagoge. Der Grundstein für das rund 13,7 Millionen Euro teure Bauwerk in der Nähe des Landtags wurde am Montag gelegt. Drei Kinder legten die große Kupferkapsel mit Bauurkunde, aktuellen Münzen und Zeitungen im Beisein des Präsidenten des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, des brandenburgischen Ministerpräsidenten Dietmar Woidke (SPD) sowie weiterer Vertreter aus jüdischen Gemeinden und Politik in das Fundament des Bauwerks.

Das moderne Synagogen- und Gemeindezentrum soll bis 2024 fertiggestellt werden. Die Finanzierung übernimmt das Land Brandenburg. Die Synagoge wird nach der im August eröffneten kleinen Universitätssynagoge am Neuen Palais das zweite neue jüdische Gotteshaus in Brandenburgs Landeshauptstadt. Bei der Errichtung der Synagoge arbeitet das Land mit dem Zentralrat der Juden und der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland zusammen.

Zentralratspräsident Schuster nannte die Grundsteinlegung bei dem Festakt ein „deutliches und sichtbares Zeichen unseres Glaubens an eine Zukunft jüdischen Lebens in Deutschland“. Der offizielle Baubeginn kurz vor dem 83. Jahrestag der antijüdischen NS-Pogrome vom 9. November 1938 habe auch eine „große symbolische Kraft“. Alle jüdischen Gemeinden und Akteure seien nun aufgerufen, konstruktiv an dem neuen Synagogen- und Gemeindezentrum mitzuarbeiten, betonte Schuster: „Was lange währt, wird endlich gut.“

Ministerpräsident Woidke sagte: „Ich bin heute ein sehr glücklicher Mensch.“ Nach dem unermesslichen Leid, das der jüdischen Gemeinschaft mit der Schoah zugefügt wurde, sei die Grundsteinlegung ein nächster Schritt, damit Juden in Deutschland und Brandenburg wieder eine wirkliche Heimstatt fänden. Die Synagoge in Sichtweite des Landtags werde ein klares Bekenntnis zum Judentum in Brandenburg sein.

Angesichts „abscheulicher Angriffe“ und offenem Antisemitismus sei dies besonders wichtig und notwendig, betonte Woidke. Jeder Einzelne im Land stehe in der Verantwortung, „alles dafür zu tun, dass Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland ohne Angst leben können“.

Der Präsident der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden und Vizepräsident des Zentralrats, Abraham Lehrer, sagte, die Grundsteinlegung sei ein „wichtiger Meilenstein in der Verankerung jüdischen Lebens in der Zukunft unseres Landes“ und stehe zugleich symbolisch für das Scheitern der NS-Ideologie. Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) betonte, der Tag der Grundsteinlegung sei „der glücklichste Moment“ ihrer Amtszeit als Kulturministerin.

Das Bauvorhaben wurde bereits 2005 im Staatsvertrag des Landes mit dem jüdischen Landesverband festgehalten. Der Baubeginn scheiterte bisher vor allem an einer Kontroverse innerhalb der verschiedenen jüdischen Gemeinden über die Gestaltung. Die historische Synagoge im Stadtzentrum überstand die NS-Pogrome, wurde danach von der Post genutzt und im April 1945 bei einem Luftangriff zerstört. Am historischen Standort wurde in der DDR ein Wohnhaus errichtet. Dort erinnert eine Gedenktafel an die alte Synagoge.