Frankfurt a.M. (epd). Der Bund Katholischer Unternehmer fordert eine Reform des Finanzsystems der Kirche. „Die Kirchensteuer, so, wie sie in Deutschland erhoben wird, ist weltweit ziemlich einzigartig“, sagte der Vorsitzende des Verbandes, Ulrich Hemel, der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (FAS). „Ich bin überzeugt, dass auch dieses System auf den Prüfstand gehört“. Es gebe eine Vereinbarung über den staatlichen Steuereinzug, den sich der Staat teuer bezahlen lasse. „Auch das muss man hinterfragen.“
Die orthodoxen Kirchen in Deutschland, die sehr wohl die Möglichkeit hätten, auf ein solches Steuereinzugssystem zurückzugreifen, verzichteten bewusst darauf, sagte Hemel, der für das Amt des Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) kandidiert.
Als Alternative nannte Hemel ein in Italien und teilweise auch in Spanien praktiziertes Steuerzuwendungsmodell. „Da hat jeder die Möglichkeit, einen Prozentsatz seines Einkommens einer bestimmten Einrichtung zukommen zu lassen - eben auch der Kirche.“ Der Betrag könne dann von der Steuer abgesetzt werden. „Alles, was freiwillig ist, ist zeitgemäßer“, sagte Hemel.
Zugleich sprach sich der Unternehmer für eine Finanzreform in der katholischen Kirche selbst aus. „Die Gemeinden brauchen stärker als heute eigene Budgets und Entscheidungsrechte“, sagte er. „Wenn Sie heute einen Pfarrer fragen, was er davon hat, dass viele Menschen seinen Gottesdienst besuchen, dann wird er auf die spirituelle Freude verweisen, die ihm das bereitet.“ Eine Kenngröße der Personalführung, mit der so ein Erfolg eines Pfarrers gemessen wird, gebe es allerdings nicht.