Bremen (epd). Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat sich selbstkritisch über Kirchenreformen der vergangenen Jahre geäußert. Man habe seit zwei Jahrzehnten vorrangig mit der Ausweitung größerer Verantwortungsbezirke auf die geringere Mitgliedschaft reagiert. „Wir haften damit an einem Bild der Kirche, das gut 100 Jahre alt ist“, sagte der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), die am Samstagabend verspätet und digital mit ihrer Generalsynode begann.
Hinter diesem Bild stehe die Vision, dass man als Volkskirche an allen Orten präsent bleiben müsse. „Ich erlebe diese Vergrößerungen - so notwendig sie manchmal sind - oft als eine Überforderung“, sagte Meister, der am Samstagabend als Leitender Bischof im Amt bestätigt werden sollte.
Meister sprach von einer „leisen Skepsis“ gegenüber den angestoßenen Reformen. Er rede auch selbstkritisch und gegen manche seiner eigenen Aktivitäten in kirchenleitenden Funktionen. „An welchen Stellen habe ich dieses Reden instrumentalisiert? Wo habe ich Glaubens-Freiräume verhindert, wo war mir Evaluation wichtiger als Evangelium und das Rechthaben der Ordnung wichtiger als die Rechtfertigung aus Glauben?“ Er habe manchmal auch den Blick für die Zielrichtung der Kirche selbst verloren und mitgewirkt, dass Freiräume nicht entstanden seien.
Die VELKD ist ein Zusammenschluss aus sieben lutherischen Landeskirchen in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Mit den Beratungen der Lutheraner beginnt traditionsgemäß die Jahrestagung der Protestanten im November. Am Freitag war der als Präsenzsitzung geplante Beginn der lutherischen Generalsynode abgesagt worden, nachdem ein Teilnehmer einer vorgelagerten Gremiensitzung positiv auf das Coronavirus getestet worden war. Daher kommt auch die Synode der EKD am Sonntag digital zusammen. Auf der Tagesordnung steht unter anderem die Wahl eines neuen EKD-Rates und dessen Vorsitz am Dienstag.