Lindau, Berlin (epd). Die Gesundheitsminister der Länder haben sich auf einige einheitliche Maßnahmen im Umgang mit der Corona-Lage verständigt. Der Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU), sagte am Freitag in Lindau, es solle Auffrischungsimpfungen für alle geben, deren zweite Impfung mehr als sechs Monate her ist. In der Stadt am Bodensee hatten die Gesundheitsminister zwei Tage beraten. Holetschek nannte die Corona-Lage „dramatisch“.
Ältere und vorerkrankte Menschen sowie medizinisches und pflegerisches Personal müssten die Booster-Impfungen schnell erhalten, sagte Holetschek. Im Zentrum stehe die sehr schwierige Lage auf den Intensivstationen und in den Alten- und Pflegeeinrichtungen. Regelmäßige verpflichtende Tests von Personal und Besucherinnen sowie Besuchern sollen die alten Menschen besser schützen. Auch Geimpfte und Genesene müssten sich testen lassen, sagte Holetschek. Die Tests in Heimen bleiben kostenlos, der Bund kommt dafür auf. Eine Impfpflicht für Pflegepersonal lehnen die Ministerinnen und Minister ab.
Sie war etwa vom Landkreistag und dem Hausärzteverband gefordert worden, nachdem es in mehreren Altenpflegeheimen Corona-Ausbrüche mit Toten gegeben hat und das Pflegepersonal nur zum Teil geimpft war. Dem aktuellen Wochenbericht des Robert Koch-Instituts zufolge gab es in der vergangenen Woche Corona-Ausbrüche in 135 Alten- und Pflegeheimen gegenüber 122 Einrichtungen in der Woche zuvor.
Geeinigt haben sich die Länderminister auch darauf, dem Pflegepersonal, das für die Versorgung von Covid-19-Patienten zuständig ist, Zulagen zu zahlen oder steuerliche Vergünstigungen vorzusehen, erklärte Holetschek. Ein großes Problem auf den Intensivstationen ist der zunehmende Personalmangel.
Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erklärte, die Auffrischungsimpfungen, das Boostern, solle zur Regel werden. Es sei vereinbart worden, dass die Impfungen in den Arztpraxen verabreicht werden, die Länder aber auch eigene Angebote machen, etwa mit mobilen Impfteams, Impfbussen oder auch der Wiedereröffnung von Impfzentren.
Das Robert Koch-Institut hatte am Freitag mit 37.210 Corona Neuinfektionen einen neuen Höchststand an Ansteckungen im Verlauf eines Tages gemeldet. Es können aber Nachmeldungen vom Feiertag Allerheiligen dabei sein. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg von 154,5 am Donnerstag auf 169,9 am Freitag. Sie gibt an, wie viele Menschen unter 100.000 Einwohnern sich binnen sieben Tagen mit dem Virus infiziert haben.