Berlin (epd). Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sieht für Beschäftigte in der Pflege eine „moralische Pflicht“ zur Impfung gegen das Coronavirus. Das sagte er am Mittwoch in Berlin. Einer gesetzlichen Impfpflicht für diesen Bereich steht er aber kritisch gegenüber. Er habe die Sorge, dass gerade in Regionen mit geringen Impfquoten sich die ungeimpften Pflegekräfte auch im Falle einer Verpflichtung nicht impfen lassen würden. „Wenn 50 Prozent des Pflegepersonals sagt, dann bin ich hier weg, dann haben wir ein Problem.“
Spahn sprach sich aber für verpflichtende Testkonzepte für Pflegeheime unabhängig vom Impfstatus aus - diese sollten auch für geimpftes und genesenes Personal sowie für die Besucherinnen und Besucher gelten. Er werde bei der bevorstehenden Gesundheitsministerkonferenz dafür werben. „Ich möchte das Sterben in den Pflegeheimen nicht noch einmal erleben müssen wie im letzten Winter.“
Einem Corona-Ausbruch in einem Seniorenheim in Schorfheide am Werbellinsee waren zuletzt elf Bewohnerinnen und Bewohner zum Opfer gefallen. Medienberichten zufolge soll nur die Hälfte des dortigen Pflegepersonals geimpft sein. Einige Bundesländer wie Brandenburg verschärfen aktuell die Testpflichten für das Personal von Pflegeheimen und Kliniken, andere wie Baden-Württemberg praktizieren das schon seit einiger Zeit.
Laut wöchentlichem Lagebericht des Robert Koch-Instituts vom vergangenen Donnerstag hat es seit Beginn der Pandemie Anfang 2020 mehr als 6.500 Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen gegeben. 23.850 Menschen seien dabei ums Leben gekommen. Aktuell nehme die Zahl der Ausbrüche in diesen Einrichtungen wieder zu: So habe es zuletzt in einer Meldewoche 122 Ausbrüche mit neu übermittelten Fällen gegeben.