Berlin (epd). Patientenschützer haben den Plan der Gesundheitsminister von Bund und Ländern scharf kritisiert, in Pflegeheimen das 2G-Modell zu ermöglichen. Das sei unverantwortlich, sagte der Vorstand der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (RND). „Niemand kann ein Interesse daran haben, auf diese Weise einen Keil zwischen Angehörige und Bewohner zu treiben“, betonte er. „Ein selektives Betretungsverbot darf es für die 12.000 Heime nicht geben“, forderte er. Bei der 2G-Regel haben nur geimpfte oder genesene Personen Zutritt zu Innenräumen von beispielsweise Pflegeheimen, Kultureinrichtungen, Gastronomie oder Krankenhäusern.
Stattdessen seien die Gesundheitsminister bei ihrer Konferenz am Donnerstag und Freitag aufgefordert, Beschlüsse für den Corona-Schutz und gegen die Isolation von 900.000 Pflegeheimbewohnern zu fassen, sagte Brysch. Konkret fordert er verpflichtende tägliche und kostenlose Tests für alle Mitarbeiter, Besucher und Bewohner. Diese Regelung müsse auch für Geimpfte und Genesene gelten, sagte Brysch. Solche Tests nur zweimal in der Woche durchzuführen, wie es bisher im Beschlussentwurf vorgesehen ist, reiche nicht aus: „Sonst gelingt es nicht, das Virus vor der Einrichtung zu stoppen.“
Brysch forderte die Minister zudem auf, einen verbindlichen Fahrplan für die Boosterimpfungen der 4,2 Millionen Pflegebedürftigen vorzulegen. Sie müssten alle bis Ende November ihre Auffrischimpfungen erhalten haben, sagte der Verbandsvertreter.
Im Beschlussentwurf für die Tagung der Gesundheitsminister von Bund und Ländern am Donnerstag und Freitag in Lindau heißt es laut Bericht: „Den Ländern bleibt es unbenommen, für Besucherinnen und Besucher von Pflegeeinrichtungen die sogenannte 2G-Regel vorzusehen.“
Einige Bundesländer verschärfen die Testpflichten für das Personal von Pflegeheimen und Kliniken. In Brandenburg müssen sich künftig nicht geimpfte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Pflegeeinrichtungen ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 100 täglich testen lassen. Hintergrund ist ein Corona-Ausbruch in einem Seniorenheim in Schorfheide am Werbellinsee, dem bislang elf Bewohnerinnen und Bewohner zum Opfer fielen. Medienberichten zufolge soll nur die Hälfte des dortigen Pflegepersonals geimpft sein. In Rheinland-Pfalz gilt für nicht geimpfte Mitarbeiter von Kliniken, Alten- und Pflegeeinrichtungen ab kommender Woche eine tägliche Testpflicht.