Montgomery kritisiert mögliche Wiederöffnung der Corona-Impfzentren

Montgomery kritisiert mögliche Wiederöffnung der Corona-Impfzentren

Berlin (epd). Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, lehnt eine Wiederöffnung der Corona-Impfzentren ab. Die jetzt notwendigen Auffrischungsimpfungen sollten bei den niedergelassenen Ärzten vorgenommen werden, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag). Sie hätten dafür die Erfahrung und die Kapazitäten. Der geschäftsführende Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte angesichts steigender Corona-Infektionszahlen angeregt, die Impfzentren wieder zu öffnen.

Montgomery sagte, es wäre falsch, jetzt wieder auf die Impfzentren zu setzen: „Impfzentren waren am Anfang nötig, weil es zu wenig Impfstoff gab und die Lagerung der Dosen kompliziert war. Das ist heute anders“, erklärte er. Impfzentren seien zehnmal so teuer wie das Impfen in den Arztpraxen, außerdem sei die Hemmschwelle für viele Menschen beim Hausarzt viel niedriger. Der Weltärztebund-Chef sprach sich zudem für Booster-Impfungen für alle aus.

Spahn hatte der „Rheinischen Post“ (Montag) gesagt: „Um möglichst vielen möglichst schnell eine Auffrischungsimpfung zu ermöglichen, sollten die Länder die Impfzentren, die sie seit Ende September in Stand-By bereithalten, nun wieder startbereit machen.“ Ärztepräsident Klaus Reinhardt stellte sich hinter den Vorstoß, in den Bundesländern und beim Deutschen Hausärzteverband stieß dieser hingegen auf Skepsis.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt allen Menschen ab 70 Jahren eine Corona-Auffrischungsimpfung, sobald die letzte länger als sechs Monate her ist, sowie für alle, die mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson geimpft wurden. Die Gesundheitsminister halten Auffrischungsimpfungen darüber hinaus auch schon für alle Über-60-Jährigen für sinnvoll. Die Stiko prüft derzeit eine allgemeine Empfehlung für alle Bevölkerungsgruppen. Eine Entscheidung darüber werde in wenigen Wochen fallen, sagte der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens den Funke-Zeitungen (Dienstag).

Die Impfzentren sollten zum Beginn der Corona-Impfungen den ordnungsgemäßen Gebrauch des Impfstoffs sowie die Priorisierung bei der Vergabe der damals noch knappen Dosen sicherstellen. Mit der Einbeziehung der Arztpraxen in die Impfungen verloren sie an Bedeutung.

Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums sind aktuell zwei Drittel der Bevölkerung in Deutschland vollständig gegen Corona geimpft. Das sind 55,5 Millionen Menschen. Von den 24,1 Millionen Menschen, die über 60 Jahre alt sind, sind den Angaben zufolge gut 85 Prozent vollständig geimpft. Zwei Millionen Menschen haben dieser Statistik zufolge bislang eine Auffrischungsimpfung erhalten.