Frankfurt a.M., Naypyidaw (epd). In Myanmar hat ein Militärgericht am Freitag einen der engsten Weggefährten der entmachteten De-Facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi wegen Hochverrats zu 20 Jahren Haft verurteilt. Der Schuldspruch gegen den 80-jährigen Win Htein, ein führendes Mitglied der Partei „Nationale Liga für Demokratie“ (NLD), sei erfolgt, weil dieser den Militärputsch vom 1. Februar scharf verurteilt hatte, berichtete das Nachrichtenportal „Irrawaddy“.
Win Hteins Anwalt erklärte, sein Mandant habe die Anschuldigungen zurückgewiesen. Es sei seine Pflicht gewesen, die Öffentlichkeit über den Umsturz zu informieren. Der Verteidiger kündigte Berufung an.
Laut „Irrawaddy“ ist Win Htein das erste ranghohe NLD-Mitglied, gegen das unter dem jetzigen Militärregime ein derart drakonisches Urteil gefällt wurde. Unter der früheren Junta hatte Win Htein bereits etliche Jahre im Gefängnis gesessen.
Auch Suu Kyi selbst steht vor Gericht. Neben „Anstiftung zum Aufruhr“ werfen die Militärs ihr Verstöße gegen Corona-Auflagen im Wahlkampf 2020 sowie den illegalen Besitz von Funkgeräten vor. Zudem muss sie sich wegen Korruption und Verrats von Staatsgeheimnissen verantworten. Die Verfahren werden als politisch motiviert kritisiert.
Die NLD hatte die Wahlen vom November 2020 klar gewonnen. Die Generäle begründeten den Staatsstreich mit Wahlbetrug, ohne Beweise dafür zu erbringen. Seit dem Putsch vor knapp neun Monaten versinkt das südostasiatische Land im Chaos.
Laut der Hilfsorganisation für politische Gefangene AAPP wurden bisher mindestens 1.220 Menschen bei Protesten gegen das Militärregime getötet. Insgesamt fast 9.400 Menschen sind seit dem Putsch festgenommen worden, mehr als 130 wurden in der Haft zu Tode gefoltert.