Berlin (epd). Der Arbeitsmarktexperte Christoph Schröder kritisiert die Pläne der angestrebten Ampelkoalition, den Mindestlohn auf zwölf Euro pro Stunde zu erhöhen. Das Vorhaben sei ein „gewagtes Experiment“, sagte der Ökonom vom arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln) dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Mittwoch). Vor allem, dass die Anhebung laut Sondierungspapier von SPD, Grünen und FDP bereits im Jahr 2022 und auf einen Schlag erfolgen soll, sei riskant. „Andere Länder sind vorsichtiger“, betonte der Experte.
„Für manche Branchen wird das eine heftige Anpassung“, sagte Schröder. Ob die Anhebung des Mindestlohns unter dem Strich Arbeitsplätze vernichtet, ist aus seiner Sicht bislang nicht abschätzbar. Angesichts von Daten zur Mindestlohneinführung 2015 rechnet der Experte damit, dass ein höherer Mindestlohn den Lohndruck auch oberhalb der Untergrenze erhöht: „Ich vermute, dass viele, die weniger als 14 Euro pro Stunde verdienen, davon profitieren werden.“
Zugleich kritisierte der Ökonom, dass die Politik in die Arbeit der Mindestlohnkommission eingreifen will: „Für die Tarifautonomie sind die Pläne keine guten Nachrichten. Wenn diese Erhöhung kommt, wird sogar ein geltender Beschluss der Mindestlohnkommission übergangen.“