Frankfurt a.M., Khartum (epd). Im Sudan sind mehrere Menschen bei Protesten gegen den Militärputsch getötet worden. Mindestens zehn Demonstrantinnen und Demonstranten seien von Soldaten erschossen worden, berichtete der Sender BBC am Dienstag. Nach der Machtübernahme durch das Militär am Montag gingen in der Hauptstadt Khartum Tausende Menschen auf die Straße, um die Einsetzung einer zivilen Regierung zu fordern.
In Militärkrankenhäusern legten dem Bericht zufolge Ärztinnen und Ärzte die Arbeit nieder. Auch die Zentralbank wird demnach bestreikt. International löste die Machtübernahme durch das Militär scharfe Kritik aus. UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte den Putsch und forderte die sofortige Wiedereinsetzung der Übergangsregierung, wie sie nach der vorigen Machtübernahme durch das Militär 2019 vereinbart worden war. Der UN-Sicherheitsrat sollte sich am Dienstag mit der Lage im Sudan befassen.
Derweil kündigten die USA an, vorerst keine Hilfsgelder mehr an den Sudan auszuzahlen. Ein Hilfsprogramm in Höhe von 700 Millionen US-Dollar (603 Millionen Euro) sei ausgesetzt, sagte US-Außenminister Antony Blinken am Montagabend (Ortszeit) in Washington. Mit dem Geld sollte die Demokratisierung des ostafrikanischen Landes nach der Absetzung des Langzeitherrschers Omar al-Baschir unterstützt werden.
Das Militär hatte am Montag zum zweiten Mal innerhalb von gut zwei Jahren die Regierung abgesetzt, den Notstand verhängt und mehrere Regierungsmitglieder unter Hausarrest gestellt, darunter Ministerpräsident Abdallah Hamdok. Nach einem Putsch 2019 war eine Übergangsregierung aus Zivilisten und Militärs eingesetzt worden. Der militärisch-zivile Souveräne Rat sollte das Land bis zu den Wahlen regieren. Der Vorsitzende des Rats, General Abdel Fattah al-Burhan, erklärte, der Putsch sei notwendig gewesen, um die Sicherheit des Landes zu schützen.
Menschenrechtsorganisationen forderten das Militär zur Zurückhaltung und der Einhaltung von Grundrechten auf. Human Rights Watch erklärte am Dienstag, die Militärführer sollten keine unnötige und unverhältnismäßige Gewalt einsetzen und die unter Hausarrest gestellten Personen freilassen. Amnesty International forderte die Wiederherstellung des Internetzugangs, der seit Montag im Sudan blockiert ist.