Stuttgart, Würzburg (epd). Nach Ansicht des Präsidenten des Zentralrats der Juden, Josef Schuster (Würzburg), ist Bildung die beste Prävention gegen Antisemitismus. Kein Kind werde als Antisemit geboren, sagte er in einem Podiumsgespräch zum Auftakt der Jüdischen Kulturwochen am Montagabend in Stuttgart. Deshalb sei es wichtig, dass sich bereits Kinder in der Grundschule mit dem Judentum beschäftigen, damit keine antisemitischen Vorurteile entstehen, betonte er.
Schuster warnte auch vor israelbezogenem Antisemitismus: Oft werde von „Israel“ gesprochen, aber „Juden“ gemeint. Man dürfe sich kritisch zur Politik Israels positionieren. Aber wenn es zum Boykott gegen Israel komme, reagiere er allergisch, so Schuster.
Generell stehe man vor dem Problem, dass Antisemitismus spürbarer geworden sei. Zwar gebe es seit Jahren eine gleichbleibend hohe Prozentzahl von Menschen mit antisemitischen Vorurteilen, aber heute traue man sich mehr, diese auch offen zu äußern. Trotz aller Probleme sehe er die Zukunft des Judentums in Deutschland optimistisch. „Wenn wir erleben, wie vielfältig sich das jüdische Gemeindeleben entwickelt hat, sollte man sich durch negative Einflüsse nicht entmutigen lassen.“
Die jüdischen Kulturwochen Stuttgart gehen bis zum 14. November und stehen in diesem Jahr unter dem Motto: „Jüdisches Leben in Deutschland: 1700 Jahre - wie weiter?“ Sie werden von der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW) in Kooperation mit weiteren Kulturinstitutionen veranstaltet.