Berlin (epd). Fast jedes dritte Kind leidet nach Angaben der Caritas enorm unter den Folgen der Corona-Pandemie und zeigt psychische Auffälligkeiten. Deshalb forderte der katholische Wohlfahrtsverband am Montag in Berlin den Ausbau unterstützender Angebote, um psychischen Belastungen von Kindern und Jugendlichen entgegenzuwirken.
Die Kinder litten an Angst, Einsamkeit, Depressionen, Ess- und Schlafstörungen und Suizidalität, erklärte der Verband. „Viele Kinder sind am Limit - das ist der Corona-Befund der kinder- und jugendpsychiatrischen Einrichtungen der Caritas - die damit selbst ans Limit kommen.“
„Die jungen Menschen brauchen umgehend Hilfe“, sagte Eva Maria Welskop-Deffaa, die neue Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes. „Unsere psychologischen Beratungsstellen für Kinder, Jugendliche und Eltern schlagen Alarm.“ Der tägliche Blick der Politik auf die Inzidenzzahlen verstelle den Blick darauf, dass die psychischen Folgen der Corona-Maßnahmen ein drängendes Problem seien. Die Caritas fordere ein entschlossenes Gegensteuern.
Es gehe um niedrigschwellig erreichbare Hilfe, hieß es weiter. Die Angebote der Erziehungs-, Familien-, Lebens- und Migrationsberatung sowie der Jugendberatung müssten ausgebaut werden, sagte Welskop-Deffaa. Notwendig seien außerdem mehr Jugendsozialarbeit, Schulsozialarbeit und sozialpädagogische Begleitung.
„Digitale Angebote wie beispielsweise die U25-Online-Suizidpräventionsberatung haben in und nach der Pandemie große Nachfrage erfahren“, sagte Welskop-Deffaa. So sei im Zeitraum des zweiten Lockdowns vor knapp einem Jahr das Kontaktaufkommen bei der Suizidpräventionsberatung um 30 Prozent gestiegen. Das sei „ein deutliches Anzeichen des großen Hilfebedarfs von jungen Menschen in Deutschland“.