Mannheim (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat keine Einwände gegen den Muezzinruf in Köln. „Wenn das in Köln als integrativer Teil eines religiösen Lebens erlebt wird, dann ist da nichts dagegen zu sagen“, sagte Bedford-Strohm dem „Mannheimer Morgen“ (Samstag). Das sei etwas, „was man sehr stark vor Ort klären muss“. Dass in Deutschland lebende Muslime nicht nur im privaten Kämmerlein ihre Religion ausüben, „gehört für mich zu einer demokratischen Gesellschaft“, betonte der Ratsvorsitzende.
Die Stadt Köln startet nach ersten Gesprächen mit ortsansässigen Moscheegemeinden und rechtlicher Prüfung ein zunächst auf zwei Jahre befristetes Modellprojekt. Auf Antrag und unter Auflagen können die Moscheegemeinden, die dies wünschen, ihre Gläubigen zum mittäglichen Freitagsgebet rufen. Der Gebetsruf darf freitags nur in der Zeit zwischen 12 und 15 Uhr und für die Dauer von maximal fünf Minuten erfolgen. Auch die Lautstärke des Rufes wird je nach Lage der Moschee mit einer unterschiedlichen Höchstgrenze festgelegt. Nach der Ankündigung gab es in sozialen Netzwerken heftige Debatten.
Natürlich sei das Glockengeläut etwas anderes - „nämlich Ausdruck der gewachsenen Kultur hier in Deutschland, wo Glockengeläut für viele Menschen einfach dazugehört“, sagte Bedford-Strohm. Das Geläut habe in der westlichen Kultur einen anderen Stellenwert als der Muezzinruf. „Aber gleichzeitig sind wir eine Kultur, die sich weiterentwickelt.“ Deswegen müsse der interreligiöse Dialog intensiviert werden.