Berlin (epd). Entwicklungsorganisationen und Forscher warnen vor einem Wiederanstieg der CO2-Emissionen in den führenden Industrie- und Schwellenländern. Die Emissionen der G20-Staaten würden 2021 im Vergleich zum Vorjahr voraussichtlich um vier Prozent steigen, erklärte das internationale Netzwerk Climate Transparency am Donnerstag in Berlin anlässlich der Vorstellung einer Studie. Demnach war der Ausstoß des klimaschädlichen Gases im ersten Jahr der Corona-Pandemie zunächst zurückgegangen, hat nun aber wieder zugenommen. Insgesamt seien die G20-Staaten für 75 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich.
Für den jährlich erscheinenden „Climate Transparency-Report“ haben die Forscherinnen und Forscher nach eigenen Angaben 100 Indikatoren zur Klimapolitik der G20-Staaten ausgewertet. Demnach reichen die Bemühungen der größten Industrie- und Schwellenländer nicht aus, um das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Das 2015 verabschiedete Abkommen sieht vor, die Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf deutlich unter zwei Grad Celsius, wenn möglich sogar auf 1,5 Grad zu begrenzen.
Dem Bericht zufolge investieren die G20-Staaten mit ihren Corona-Konjunkturpaketen zu wenig in grüne Sektoren. Von den Corona-Wiederaufbauhilfen in Höhe von 1,8 Billionen US-Dollar (1,5 Billionen Euro) seien lediglich 300 Milliarden US-Dollar (260 Milliarden Euro) in nachhaltige Bereiche geflossen. Fortschritte gebe es beim Anteil der Erneuerbaren Energien am Strommix, der In diesem bei knapp 30 Prozent liege. Zugleich kritisierten die Autorinnen und Autoren, dass der Kohleverbrauch in den G20-Staaten um knapp 5 Prozent gestiegen sei. Hauptverantwortlich dafür seien China, die USA und Indien.
Deutschland steche in fast keinem der in dem Bericht untersuchten Bereiche als Vorreiter hervor, kritisierten die Autorinnen und Autoren. Beim Ausstieg aus der Kohle und fossilen Verbrennungsmotoren hätten sich andere G20-Staaten ehrgeizigere Ziele gesetzt, sagte der Energiereferent der Organisation Germanwatch und Co-Autor der Studie, Jan Burck. Auch beim Ausbau von Wind- und Solarenergie seien andere Länder „deutlich engagierter als Deutschland“.
Der zum siebten Mal erscheinende „Climate Transparency-Report“ wird von einem internationalen Netzwerk aus Forschungsinstituten und Entwicklungsorganisationen erstellt. Aus Deutschland sind unter anderem die Organisation Germanwatch und das in Köln ansässige „New Climate Institute“ an der Studie beteiligt.