Genf (epd). UN-Generalsekretär António Guterres hat die Weltgemeinschaft zu verstärkter finanzieller Hilfe für die Bevölkerung in Afghanistan aufgefordert. Ohne Unterstützung von außen drohe der Wirtschaft der Kollaps, erklärte Guterres am Dienstag mit Blick auf ein Sonderreffen der 20 reichsten Industrie- und Schwellenländer (G20) zu Afghanistan. Banken würden geschlossen und wesentliche öffentliche Dienstleistungen wie die Gesundheitsversorgung seien unterbrochen.
Auch das Kinderhilfswerk Unicef warnte vor den Folgen der „dramatischen Gesundheits- und Ernährungskrise“ in dem Land. Der schon bald heraufziehende Winter am Hindukusch bringe die Kinder in tödliche Gefahr. Nach Schätzungen könnten bis Ende des Jahres 3,2 Millionen Kinder unter fünf Jahren an akuter Mangelernährung leiden. Eine Million Kinder könnten so schwer mangelernährt sein, dass sie sterben.
Insgesamt seien in dem Land zehn Millionen Mädchen und Jungen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Unicef-Mitarbeiter in Afghanistan berichteten, dass es in Gesundheitsstationen an allem fehle: an Personal, Medikamenten, Krankenbetten und Ausrüstung. Besonders in den ländlichen Regionen sei die Lage besorgniserregend.
Die G20, in der die stärksten Volkswirtschaften wie Deutschland vertreten sind, beraten am Dienstag online auf Einladung der italienischen Regierung über die Lage in Afghanistan, etwa über weitere humanitäre Hilfe. Italien hat derzeit den G20-Vorsitz inne. Die radikalislamischen Taliban rissen im vergangenen August erneut die Macht in Afghanistan an sich. Während die ausländischen Truppen das Land verließen, helfen UN-Agenturen und ihre Partner weiter der Bevölkerung.