Halle (epd). Mit Glockengeläut, Kranzniederlegungen und Mahnwachen ist am Samstag in Halle der Opfer des Synagogen-Anschlags vom 9. Oktober 2019 gedacht worden. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) warnte bei einer Gedenkveranstaltung an den beiden Anschlagsorten, der Synagoge und einem Döner-Imbiss, vor einer fortschreitenden Verrohung des gesellschaftlichen Klimas und forderte, Diffamierungen konsequent entgegenzutreten.
Die Veränderung und Verrohung der Sprache sei ein Warnsignal, sagte der Ministerpräsident. Der rechtsextremistische Anschlag von Halle zeige, Wort und Tat seien nicht weit voneinander entfernt.
Begleitet wurde Haseloff vom Opferbeauftragten der Bundesregierung, Edgar Franke, Sachsen-Anhalts Landtagsvizepräsidentin Anne-Marie Keding (CDU) und Halles Bürgermeister Egbert Geier. „Unser besonderes Gedenken gilt den Opfern und ihren Angehörigen, über die der Täter unendliches Leid gebracht hat. Ziehen wir gemeinsam eine rote Linie des Anstands“, sagte der Ministerpräsident. Um 12.04, dem Zeitpunkt des Anschlags vor zwei Jahren, läuteten die Glocken der Marktkirche und des Roten Turms in Halle.
Am 9. Oktober 2019 hatte der inzwischen wegen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilte Stephan B. versucht, in die Synagoge einzudringen, um ein Massaker anzurichten. Als ihm dies nicht gelang, erschoss er eine 40 Jahre alte Passantin und in einem Döner-Imbiss einen 20-Jährigen. Auf der anschließenden Flucht verletzte er weitere Menschen schwer.