Drogenbeauftragte: Pandemie war Stresstest für die Suchthilfe

Drogenbeauftragte: Pandemie war Stresstest für die Suchthilfe

Berlin (epd). Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig (CSU), hat die Corona-Pandemie als „extremen Stresstest“ für die Suchthilfe bezeichnet. Ludwig erklärte anlässlich der Veröffentlichung des diesjährigen Drogenberichts am Donnerstag in Berlin, es sei aber gelungen, die Suchthilfe- und beratung schnell auf digitale Angebote umzustellen und die Versorgung schwer abhängiger Menschen mit Ersatzmedikamenten aufrechtzuerhalten.

Aus dem Substitutionsregister der Bundesopiumstelle beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) für 2020 geht hervor, dass die Zahl der Abhängigen, die etwa Methadon erhalten, während der beiden Lockdowns im Frühjahr und Herbst leicht gestiegen ist und im gesamten Jahresverlauf 2020 zwischen 81.000 und 81.600 Personen lag. Das ist gegenüber 2019 ein Anstieg von zwei Prozent, während er in den Vorjahren jeweils nur ein Prozent betrug.

Dies sei unter anderem zurückzuführen auf eine Eilverordnung zur Flexibilisierung der Substitutionsversorgung, wonach stabile Patientinnen und Patienten ihre Ersatzmedikamente mit nach Hause nehmen durften, damit sie während der Lockdowns nicht jeden Tag den Weg in eine Arztpraxis antreten mussten. Außerdem habe der coronabedingte Einbruch im Straßenhandel dazu geführt, dass mehr Heroinabhängige sich an Ärzte gewandt hätten, hieß es.

Der Drogenbericht widmet sich in diesem Jahr vorrangig der Suchtprävention. Neue Zahlen zur Entwicklung beim Konsum illegaler und legaler Drogen liefert er nicht, da es gegenüber dem Vorjahr keine aktuellen Erhebungen gibt. Eine Ausnahme bildet die jährlich erhobene Zahl der Drogentoten. Durch den Konsum harter Drogen wie Heroin oder Crack starben im vorigen Jahr 1.581 Menschen, womit sich der Anstieg aus den Vorjahren fortsetzte. 2019 gingen 1.398 Todesfälle auf harte Drogen zurück, 2018 waren es 1.276.

Beim Alkoholkonsum und dem Rauchen ist seit Jahren ein leichter Rückgang zu verzeichnen, während der Cannabiskonsum insbesondere bei jungen Erwachsenen weiter steigt. 24 Prozent der 18- bis 25-Jährigen gaben 2019 an, in den vergangenen zwölf Monaten Cannabis konsumiert zu haben. Im Jahr 2015 waren es noch rund 15 Prozent. Als abhängig gelten den Angaben zufolge 0,6 Prozent aller Erwachsenen. Auffällige Steigerungen gibt es auch bei Kokain. Der Konsum hat sich im selben Zeitraum bei den Erwachsenen von 0,6 auf 1,1 Prozent fast verdoppelt. Allerdings richten Alkohol und Tabak weiterhin den größten Schaden an. 2018 sind 127.000 Menschen an den Folgen des Rauchens gestorben.

Die Drogenbeauftragte forderte Kommunen und Bundesländer auf, die Prävention und niedrigschwellige Hilfen für suchtgefährdete und suchtkranke Menschen für die kommenden Jahre abzusichern. Außerdem brauche es ein entschlossenes Vorgehen gegen die organisierte Drogenkriminalität, erklärte sie. Durch die Pandemie habe sich der Handel von der Straße zunehmend ins Internet verlagert. Der Bund habe darauf bereits mit schärferen Gesetzen gegen Geldwäsche und der strafrechtlichen Verfolgung krimineller Handelsplattformen reagiert.