Frankfurt a.M. (epd). Die zweite Versammlung des katholischen Reformprozesses mit Bischöfen und Laien ist am Samstagnachmittag früher als geplant zu Ende gegangen. Nachdem nicht mehr genügend Delegierte für die Beschlussfähigkeit anwesend waren, wurden die restlichen Tagesordnungspunkte der zweiten Synodalversammlung nicht mehr behandelt. Die Enttäuschung war groß, vor allem unter den anwesenden Laien. Der Synodale Weg hatte seit Donnerstagnachmittag in Frankfurt am Main getagt. Insgesamt wurden 13 Texte abgestimmt, die teilweise sehr konkrete Vorhaben enthielten, wie die Kirche demokratischer und partizipativer werden kann.
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hatte als Präsident des Synodalen Wegs einen Antrag zur Feststellung der Beschlussfähigkeit gestellt. Demnach waren nur noch 149 Delegierte anwesend, bei 154 lag das Quorum für die Beschlussfähigkeit. Bätzing erklärte danach, er habe den Antrag bewusst gestellt, weil er entsetzt sei, wie viele Menschen im Laufe das Samstags abgereist seien. Damit sei er nicht einverstanden, erklärte der Limburger Bischof. Er wolle nicht, dass Entscheidungen in zweifelhaften Abstimmungen zustande kämen. Kein Text sei abgelehnt worden, es habe eine hohe Akzeptanz der Beschlüsse gegeben, betonte Bätzing in der Abschlusspressekonferenz.
Der Synodale Weg ist ein von der Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) verabredeter Reformdialog mit dem Ziel, der katholischen Kirche aus der Missbrauchskrise zu helfen.
Das Präsidium des Synodalen Wegs steht zudem vor einer neuen personellen Ausrichtung: Thomas Sternberg wird im November nicht wieder als ZdK-Präsident kandidieren. Auch die Vizepräsidentin des Synodalen Wegs, Karin Kortmann, wird im Februar bei der nächsten Synodalversammlung nicht mehr dabei sein. Damit scheidet der Teil des Präsidiums, der vom ZdK gestellt wird, aus. Das Zentralkomitee wählt im November auf seiner Vollversammlung die Nachfolgerinnen oder Nachfolger für beide.
„Mit Thomas Sternberg geht einer der Väter des Synodalen Wegs. Das ist schwer“, sagte Bätzing. Sternberg betonte in emotionalen Abschiedsworten: „An diesem Synodalen Weg hängt mein Herz mit allen Fasern.“ Er sei aber stolz, wie viel die Synodalversammlung bis heute geschafft habe.
Eine Mehrheit von katholischen Bischöfen, Klerikern und Laien hatte kurz vor dem plötzlichen Ende der Tagung dem Reformvorschlag zugestimmt, Gläubige in die Bestellung von Bischöfen einzubeziehen. Eine qualifizierte Mehrheit stimmte am Samstagnachmittag für die Handlungsempfehlung.
In erster Lesung fand der Vorschlag Zustimmung, einfachen Gläubigen ein Mitentscheidungsrecht bei der Erstellung der Kandidatenlisten und ein Anhörungsrecht vor der Wahl aus der Kandidatenliste zu gewähren. Beide Rechte könnten nach der Auffassung von Kirchenrechtlern durch eine freiwillige Selbstbindung in den Diözesen verwirklicht werden. Das Recht, Bischöfe zu ernennen, liegt beim Papst.
Eine endgültige Abstimmung über die Reform findet zu einem späteren Zeitpunkt statt. Damit der Vorschlag final angenommen werden kann, ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit der 230 Delegierten, darunter eine eigene Zwei-Drittel-Mehrheit der Bischöfe, nötig.
Der Synodale Weg soll zudem bis Anfang 2023 verlängert werden. Man plane eine weitere Versammlung Ende Januar oder Anfang Februar 2023, kündigten Bätzing und Sternberg an. Angesichts der Fülle der Reformvorschläge sei eine weitere Synodalversammlung nötig. Diesem Vorschlag müssten Bischofskonferenz und Zentralkomitee noch gesondert zustimmen.