Berlin (epd). Die Bildungspolitik muss sich nach Einschätzung von Wissenschaftlern stärker um die Sprachförderung in den Schulen kümmern. Der Auf- und Ausbau bildungssprachlicher Fähigkeiten gelinge besonders gut, wenn die familialen Voraussetzungen dafür gegeben seien, die Schule herausfordernde Aufgaben stelle und die Lehrkräfte als gute Sprachmodelle fungierten, hieß es am Mittwoch in Berlin bei der Vorstellung des dritten Berichts zur deutschen Sprache. Dies sei jedoch nicht überall gegeben.
Gute Bedingungen seien eher an Gymnasien zu finden und nur bedingt an anderen Schularten, hieß es weiter. Unter historischer Perspektive hätten Grundschülerinnen und -schüler mit Gymnasialempfehlung heute einen größeren Wortschatz und flexiblere Ausdrucksmöglichkeiten. Die Sicherheit in der Rechtschreibung sei jedoch zurückgegangen. Hier sei die Politik gefordert.
Entscheidend sei, dass Schülerinnen und Schüler weiterhin zwischen bildungssprachlichen und aus dem Alltag stammenden Gebrauchszusammenhängen unterscheiden können, hieß es weiter. Es sei ein bildungsgerechter Ausbau der Sprachfähigkeiten erforderlich.
Der Bericht wurde von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften vorgelegt. Für die Studie wurden unter anderem die Verwendung des Kommas in Abituraufsätzen von 1948 bis heute, die Entwicklung der Großschreibung, der Sprachgebrauch von Lehrkräften und der Wandel vom Handschreiben zum Tastaturschreiben untersucht.