Vize des UN-Landwirtschaftsfonds: Welternährungsgipfel ist Weckruf

Vize des UN-Landwirtschaftsfonds: Welternährungsgipfel ist Weckruf
22.09.2021
epd
epd-Gespräch: Moritz Elliesen

Frankfurt a.M., Rom (epd). Der Vizepräsident des UN-Landwirtschaftsfonds (Ifad), Dominik Ziller, fordert mehr Hilfe für Kleinbäuerinnen und Kleinbauern. In Afrika produzierten sie etwa 80 Prozent der Lebensmittel für die Bevölkerung, sagte Ziller dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Rom mit Blick auf den Beginn des Welternährungsgipfels am Donnerstag. Gleichzeitig seien sie vom Klimawandel besonders stark betroffen und bekämen kaum Geld, um sich anzupassen. „Wir bräuchten pro Jahr 300 bis 350 Milliarden Euro für die ländliche Entwicklung.“

Am Donnerstag treffen sich Vertreterinnen und Vertreter von UN-Organisationen, Regierungen, Agrarunternehmen und zivilgesellschaftlichen Organisationen zum Welternährungsgipfel in New York. Ziller sprach von einem „Weckruf“. Von dem Ziel, den weltweiten Hunger bis 2030 zu beenden, sei die internationale Gemeinschaft weit entfernt. „Deswegen ist es gut, heute schon zu sagen, dass wir auf dem falschen Weg sind.“ Geberländer, aber auch Empfängerländer, dürften nach der Corona-Pandemie nicht im Bereich der Ernährungssicherung sparen.

Nach UN-Angaben ist die Zahl der Hungernden im ersten Corona-Jahr auf 811 Millionen Menschen gestiegen, das sind knapp zehn Prozent der Weltbevölkerung. Die Pandemie habe gezeigt, dass in der Ernährungspolitik zu stark in voneinander getrennten Bereichen gedacht worden sei, sagte Ziller, der seit August 2020 Vizepräsident der UN-Sonderorganisation ist. Zwar habe es in vielen Ländern gute Maßnahmen zur Eindämmung von Corona gegeben. „Wir hatten aber keine Politik, wie die Ernährungssysteme und Landwirte mit den Lockdowns umgehen.“

In Zukunft müsse sichergestellt werden, dass Bäuerinnen und Bauern auch bei Lockdowns an Saatgut und Dünger kommen und ihre Produkte auf den Mark bringen können. „Wenn wir das nicht hinkriegen, werden viele Kleinbauern und Zwischenhändler aufgeben und landwirtschaftliche Flächen nicht mehr genutzt“, warnte Ziller. „Das würde den Hunger verstetigen und verschlimmern.“