Berlin (epd). Der Berliner orthodoxe Rabbiner Yehuda Teichtal fordert von den deutschen Behörden ein konsequenteres Durchgreifen gegen Antisemiten. „Wir haben gute Gesetze in unserer Demokratie und unserer demokratischen Gesellschaft“, sagte der Vorsitzende des jüdischen Bildungszentrums Chabad Berlin der „Berliner Morgenpost“ (Dienstag). „Aber es kann nicht sein, dass jemand mit einem offenen Messer auf die Synagoge an der Oranienburger Straße zugeht - und dann wird er gleich danach wieder freigelassen“, erklärte er mit Blick auf einen Vorfall im Oktober 2019.
Der unterschwellige Antisemitismus müsse unpopulär werden, sagte der aus New York stammende Teichtal, der seit 25 Jahren in Berlin lebt. Die Narrative müssten geändert werden, betonte der Rabbiner: „Wir brauchen mehr positive Erlebnisse und keine Akzeptanz und Toleranz für Intoleranz. Dann sind wir auf dem Weg nach vorne.“
Es werde viel getan, aber dies reiche nicht aus, betonte er. Die politische und gesellschaftliche Unterstützung für in Deutschland lebende Jüdinnen und Juden sei dann ausreichend, „wenn eine Mutter ihr Kind in die U-Bahn schicken kann, das seinen Davidstern an der Kette trägt und keine Angst mehr haben muss“.
Aktuell würde er nicht unbedingt empfehlen, dies zu tun, sagte der Rabbiner, der in Berlin selbst schon antisemitisch attackiert wurde. Deshalb müssten die Behörden aktiver werden und früher reagieren: „Es kann nicht sein, dass in der Hauptstadt Deutschlands ein Mensch Angst haben muss, in bestimmten Bezirken mit der Kippa auf die Straße zu gehen.“