Köln (epd). Nach der UN-Geberkonferenz für Afghanistan hat der Leiter des Caritas-Büros in Kabul, Stefan Recker, als aktuell größtes Problem bei der Nothilfe in Afghanistan den mangelnden Zugang zu Geld beschrieben. Die Staatsbank Afghanistans habe keinen Zugang zu Devisen, alle Devisen des Landes seien in Amerika geparkt, sagte Recker im ARD-„Morgenmagazin“ am Dienstag in Köln. Zudem gebe es die Sanktionen gegen die Taliban. Diese Situation müsse entschärft und das Banken- und Liquiditätsproblem gelöst werden, betonte Recker. Man könne schlicht die notwendigen Sachen in Afghanistan nicht kaufen. Besonderer Bedarf bestehe bei Nahrung, Zelten und Decken.
Am Montag hatte in Genf eine UN-Hilfskonferenz für die notleidenden Menschen in Afghanistan stattgefunden. Insgesamt seien für verschiedene Projekte in dem Krisenland und der Region mehr als eine Milliarde US-Dollar (mehr als 850 Millionen Euro) in Aussicht gestellt worden, teilte UN-Generalsekretär António Guterres mit.
Um das Geld- und Bankenproblem zu lösen, müssten die EU Druck ausüben auf die USA, sagte Recker, der sich derzeit in Deutschland aufhält. „Es ist eine schlechte Situation, denn ohne Geld können wir nichts machen.“ Die Caritas hoffe, so bald wie möglich zurückzukehren nach Afghanistan. Im Moment sei das aber eine Sicherheitsfrage.
Mitte August hatten die radikalislamistischen Taliban die Macht in Afghanistan übernommen. Dadurch verschlimmerte sich die humanitäre Krise in dem seit Jahrzehnten politisch instabilen Land weiter. Die Menschen in Afghanistan leiden auch unter Dürren, Seuchen wie Covid-19 und Korruption.