Gütersloh (epd). Eine Mehrheit von 55 Prozent der Beschäftigten in der Privatwirtschaft begrüßt einer Umfrage zufolge mehr Engagement von Unternehmen für Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Rund ein Viertel (26 Prozent) findet einen solchen Anspruch dagegen falsch, wie eine am Montag von der Bertelsmann Stiftung in Gütersloh veröffentlichte Umfrage ergab. Am höchsten ist demnach die Zustimmung in Hamburg (64 Prozent), am niedrigsten in Thüringen (45 Prozent). Das Meinungsforschungsinstitut Civey befragte für die Studie im Mai und Juni 5.000 Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen aus der Privatwirtschaft.
Die Zustimmung zu Klimaschutz-Maßnahmen ändert sich den Ergebnissen zufolge mit der persönlichen Betroffenheit. Nur noch 42 Prozent der Befragten sind für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit, wenn nach Maßnahmen im eigenen Unternehmen gefragt wird, wie es hieß. Jeder fünfte Beschäftigte (20 Prozent) sprach sich für weniger Maßnahmen aus. Kommt es zu Veränderungen am eigenen Arbeitsplatz hin zu mehr Nachhaltigkeit, will die Hälfte der Befragten (51 Prozent) keine Kosten mittragen, nur ein Drittel (33 Prozent) ist dazu bereit.
Vier von fünf befragten Beschäftigten denken, dass sich Klimaschutz und Nachhaltigkeit nicht groß auf ihren Arbeitsplatz auswirken werden. Innerhalb der nächsten zwölf Monate erwarteten hingegen 18 Prozent eine Veränderung. Der Wirtschaftsexperte der Stiftung, Christian Schilcher, warnte vor einem Trugschluss. „Veränderungen in Unternehmen können nicht umgesetzt werden, ohne dass sie Konsequenzen für die Arbeit der Beschäftigten haben“, sagte er. „Wenn wir davon ausgehen, dass die deutsche Wirtschaft am Anfang einer Transformation steht, dann ist zu erwarten, dass sich an den Arbeitsplätzen der Beschäftigten noch viel verändern wird.“
Gut die Hälfte der Befragten (53 Prozent) sieht keinen oder eher keinen Wettbewerbsvorteil für einen Arbeitgeber, der auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit setzt. Zudem rechnen knapp drei Viertel der befragten Beschäftigten (73 Prozent) mit der Gefahr einer sozialen Spaltung durch die Umsetzung von Maßnahmen. Lediglich 19 Prozent sehen das nicht so.
Laut Wirtschaftsexperte Jakob Kunzlmann von der Bertelsmann Stiftung wird Nachhaltigkeit immer noch mit „teuer“ verbunden. „Nachhaltige Kleidung ist teurer als konventionell hergestellte Kleidung. Bioprodukte sind teurer als herkömmliche“, erklärte er. „Diese Grundeinstellung könnte sich auch auf die Haltung der Beschäftigten gegenüber Geschäftsmodellen übertragen haben.“