Leipzig (epd). Der Schweizer Andreas Reize wird am Samstag mit einem Festakt im Leipziger Rathaus als neuer Thomaskantor eingeführt. Der 46-jährige Kirchenmusiker folgt auf den gebürtigen Sachsen Gotthold Schwarz, der Ende Juni mit 69 Jahren aus dem Amt geschieden war.
Der Leipziger Stadtrat hatte Reize im Dezember nach einem aufwändigen Auswahlprozess und der Empfehlung einer Expertenkommission einstimmig zum Nachfolger gewählt. Der Schweizer ist der 18. Nachfolger von Johann Sebastian Bach (1685-1750) im Amt des Thomaskantors, wie die Stadtverwaltung am Freitag in Leipzig mitteilte.
Eingeführt wird er vom Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD). Am Festakt will auch der Gesandte der Botschaft der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Dieter Cavalleri, teilnehmen.
Um die Neubesetzung des Thomaskantorats hatte es Streit gegeben. Reizes Kompetenz war infrage gestellt worden. Trotz der teilweise massiven Kritik aus dem Chor hatte der schweizerische Kirchenmusiker betont, er wolle das Amt antreten und Bachs großartige Musik zelebrieren. Noch im Frühjahr war eine Mediatorin eingeschaltet worden.
Der 1975 in Solothurn geborene Reize studierte Kirchenmusik in Bern und Zürich, Orchesterleitung in Luzern und Chorleitung in Graz. Zuletzt war er Leiter der Singknaben der St. Ursenkathedrale Solothurn im Bistum Basel.
Der 1212 gegründete Thomanerchor ist einer der bekanntesten Knabenchöre der Welt und die älteste musikalische Institution in Leipzig. Zusätzliche Berühmtheit erlangte der Chor durch den Barockkomponisten Johann Sebastian Bach, der 27 Jahre lang als Thomaskantor in Leipzig wirkte.