Düsseldorf (epd). Der ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Manfred Kock erwartet von der künftigen Bundesregierung, dass sie ehrgeizige Maßnahmen gegen den Klimawandel ergreift und für mehr soziale Gerechtigkeit sorgt. „Mit Argumenten, Technik und Wissenschaft“ müsse auch weltweit auf mehr Klimaschutz gedrungen werden, weil Deutschland lediglich für zwei Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich sei, sagte der frühere oberste Repräsentant der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Die Flutkatastrophe Mitte Juli habe die allermeisten Menschen sehr nachdenklich gemacht, erklärte der Theologe, der am Dienstag 85 Jahre alt wird. Das lasse „für die Art und Weise hoffen, wie künftig mit diesem Thema umgegangen wird“. Kock war von 1996 bis 2003 Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland und stand von 1997 bis November 2003 als EKD-Ratschef an der Spitze der mehr als 20 Millionen Protestanten in Deutschland.
„Die kommende Regierung muss auch für mehr soziale Gerechtigkeit sorgen“, forderte Kock im epd-Gespräch. „Wir leben in einer Zeit, in der die Reichen reicher und die Armen ärmer werden.“ Diese Schere dürfe nicht noch weiter auseinandergehen. Als „entscheidend für die Zukunft der Welt“ nannte der in Köln lebende Theologe zudem die Frage, „ob und wie man einigermaßen friedlich miteinander leben kann“. Nach der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban in Afghanistan „wird man sicher noch etwas skeptischer auf Militäreinsätze in Konfliktregionen schauen müssen“, mahnte der rheinische Altpräses.
Die Volkskirche sieht Kock trotz sinkender Mitgliederzahlen nicht am Ende, „sondern wir sind nach wie vor Kirche für das Volk und können auch als Minderheit in die Gesellschaft ausstrahlen und etwas bewirken“. Auch für die säkulare Gesellschaft könne die Kirche viel beitragen und sollte sich selbst nicht „verzwergen“: „Bei allen Zweifeln und Fragen bin ich fest davon überzeugt, dass der Weg des Glaubens an Jesus Christus richtig und notwendig ist und dass diese Welt die christliche Botschaft nach wie vor dringend braucht“, sagte Kock.