Deutsches Psychotherapeuten Netzwerk erweitert Hilfe für Flutopfer

Deutsches Psychotherapeuten Netzwerk erweitert Hilfe für Flutopfer
10.09.2021
epd
epd-Gespräch: Claudia Rometsch

Bonn (epd). Das Deutsche Psychotherapeuten Netzwerk (DPNW) erweitert seine Hilfe für Opfer der Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Der Verband starte derzeit ein Angebot für Menschen, die in Hotels untergekommen sind, sagte der Verbandsvorsitzende Dieter Adler dem Evangelischen Pressedienst (epd): „Es geht darum, dass Betroffene vor Ort unkompliziert in die therapeutische Sprechstunde gehen können.“

Derzeit laufen die Vorbereitungen für Sprechstunden in zwei Hotels in Bonn und Köln, in denen Flutopfer untergebracht sind, die ihr Zuhause verloren haben. Weitere Hotels sollen folgen. Sie stellen für die Akutbehandlung kostenlos Räume zur Verfügung.

Nach Schätzungen leben derzeit rund 1.500 Flutopfer noch in Hotels. Oft reagierten Opfer von Katastrophen zunächst mit Rückzug auf ihre Erlebnisse, sagte Adler: „Die Hürde, Hilfe in Anspruch zu nehmen, ist für die Betroffenen leichter zu überwinden, wenn sie nicht erst bei einem Therapeuten einen Termin machen müssen.“

Das Netzwerk hatte kurz nach der Flutkatastrophe bereits eine telefonische Notfallhilfe eingerichtet. Außerdem stellten rund 100 niedergelassene Therapeuten zusätzliche Beratungstermine zur Verfügung. „Man kann damit rechnen, dass die Nachfrage in den nächsten ein bis zwei Monaten ansteigt“, sagte Adler. Viele Menschen befänden sich in einem Dilemma. „Bei den Betroffenen gibt es zum Teil Unsicherheit, ob sie ihr Zuhause wiederaufbauen, weil die Angst besteht, dass es in ein paar Jahren wieder von einer Flut zerstört werden könnte.“ Der Wiederaufbau erfordere nicht nur Geld, sondern auch psychische Energie. Gerade für ältere Menschen bestehe oft die Frage, ob sie dazu noch die Kraft aufbringen.

Die Katastrophe habe auch gezeigt, dass für solche Fälle ein psychologisches Versorgungskonzept fehle, gab Adler zu bedenken. Das DPNW arbeite deshalb an einem Katastrophenplan, der in Zukunft in entsprechenden Situationen greifen soll. Dazu gehöre auch die Ausbildung von psychologischen Ersthelfern, die künftig in akuten Fällen zum Einsatz kommen könnten. Am 1. Oktober starte in Zusammenarbeit mit einem psychotherapeutischen Ausbildungsinstitut in Andernach ein erster Lehrgang mit 16 Teilnehmern.