Osnabrück, Berlin (epd). Der Gesundheitsexperte Reinhard Busse hat von der nächsten Bundesregierung einen radikalen Umbau der Kliniklandschaft gefordert. „Wir brauchen dringend eine Reform hin zu besser ausgestatteten Krankenhäusern und weniger unnötigen Betten in schlecht ausgestatteten Kliniken“, sagte der Professor für Management im Gesundheitswesen der TU Berlin der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Mittwoch). „Dann hätten wir auch mehr Pflegepersonal pro Patient.“
Im ersten Corona-Jahr seien nur 67 Prozent der Betten belegt gewesen, in diesem Jahr nur 64 Prozent, erklärte der Experte. „Das heißt: Jedes dritte Bett steht leer.“ Um ihre Betten zu füllen, würden Kliniken viele Patienten unnötig stationär behandeln, etwa bei Diabetes, Bluthochdruck oder Herzinsuffizienz. „Es sind die Krankenhäuser selbst, die ihre Fälle über die Notaufnahmen rekrutieren“, kritisierte der Wissenschaftler. „Gleichzeitig werden noch sehr viele Menschen in den falschen Krankenhäusern behandelt, etwa solche mit Herzinfarkt in Krankenhäusern ohne Herzkatheter, solche mit Schlaganfall ohne Schlaganfalleinheit.“
Busse schlug eine Konzentration der Kliniklandschaft „auf die knapp 600 'echten' Krankenhäuser, die für die wichtigsten Erkrankungen derzeit adäquat ausgestattet sind“. Diese 600 Häuser halten nach seinen Angaben etwas über 300.000 der 400.000 Akutbetten parat." Die 800 anderen Kliniken sollten schrittweise in ambulant-stationäre Zentren umgewandelt werden. Der Bund solle zudem sicherstellen, dass Krankenhäuser nur für solche Leistungen vergütet werden können, die sie adäquat erbringen können.