Berlin (epd). Das Bildungswesen in 48 Ländern steht nach einer Erhebung des Kinderhilfswerks „Save the Children“ am Rande des Zusammenbruchs. Klimawandel, Corona-Pandemie und Mangel an Impfstoffen in vielen Ländern sowie Gewalt und Vertreibung oder auch fehlender digitaler Anschluss gefährdeten die Schulbildung rund um den Globus, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Bericht.
Als extrem gefährdet stuft „Save the Children“ die Bildungssysteme in der Demokratischen Republik Kongo, im Südsudan und Sudan, in Nigeria, Somalia, Afghanistan, Mali und Libyen ein. Gleich dahinter rangieren Syrien und der Jemen. Explizit weisen die Autoren darauf hin, dass der Bildungs-Bericht 2021 vor der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan entstand. Die Radikalislamisten hatten Mädchen die Schulbildung weitgehend verwehrt, als sie zuletzt vor 2001 an der Macht waren.
Die Corona-Pandemie verschärfte die Bildungskrise den Daten zufolge in vielen Ländern erheblich. Bereits vor Corona hätten 258 Millionen Mädchen und Jungen im Schulalter nicht zur Schule gehen können, erklärte „Save the Children“. In der Pandemie dann hätten Kinder in einkommensschwachen Ländern im Durchschnitt zwei Drittel mehr Schultage verloren als ihre Altersgenossen in wohlhabenderen Ländern. Aufgrund der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie würden möglicherweise bis zu 16 Millionen Kinder nie wieder zur Schule gehen, weil sie für die Versorgung der Familien arbeiten müssten oder in eine Frühehe gezwungen würden.
Inger Ashing, die Geschäftsführerin des Kinderhilfswerks, erklärte: „Wir wissen: Die weltweit ärmsten Kinder haben am meisten unter den Covid-19-Schulschließungen gelitten.“ Leider sei Corona aber nur einer der Faktoren, der die Bildung - und das Überleben dieser Kinder bedroht. Etwa die Hälfte der 75 Millionen Kinder, die jedes Jahr ihre Ausbildung unterbrechen müssten, täten dies aufgrund von Klima- und Umweltgefahren wie Wirbelstürmen, Überschwemmungen und Dürre. Auch Konflikte und Terror werden als massive Bedrohungen der Bildung aufgelistet, etwa in Nigeria, wo immer wieder Schulkinder entführt werden.
„Save the Children“ setzt sich in mehr als 100 Ländern für den Schutz, die Gesundheit und Bildung von Kindern ein.