Digitale Religionsgespräche wollen Vorurteile abbauen

Digitale Religionsgespräche wollen Vorurteile abbauen

Darmstadt (epd). Vertreter von neun Religionsgemeinschaften haben am Sonntagabend mit den ersten digitalen Religionsgesprächen ein neues bundesweites Dialogformat gestartet. „Ziel ist der Abbau von Vorurteilen und Ängsten gegenüber Religionen“, sagte der Geschäftsführer des Abrahamischen Forums in Deutschland, Jürgen Micksch, beim Auftakt. Die digitalen Gespräche sollten zum besseren Verständnis zwischen den Religionsgemeinschaften beitragen. Schwerpunkte seien Themen des Zusammenlebens. Bei der ersten Onlinekonferenz ging es auch um Erfahrungen mit Rassismus.

In einer Videobotschaft würdigte Staatssekretär Günter Krings (CDU) aus dem Bundesinnenministerium die wichtige Funktion der Religionen für den Zusammenhalt der Gesellschaft: „Die friedensstiftende Rolle der Religionsgemeinschaften ist von unschätzbarem Wert.“

Auch die Vertreter der Religionen betonten, wie wertvoll der interreligiöse Dialog sei. „Es ist wichtig, dass wir als Religionsgemeinschaften aktiv dazu beitragen, dass Menschen friedlich miteinander leben“, sagte der Landesvorsitzende der alevitischen Gemeinden in Hessen, Ihsan Dilber. Der Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland, Detlef Görrig, betonte, dass der interreligiöse Dialog notwendiger denn je sei. „Diese Runde“, sagte Görrig, „ist eine echte Runde für Vielfalt und Diversität.“

Im Zentrum des Meinungsaustauschs stand auch die Frage, ob neben Juden und Muslimen auch Angehörige anderer Religionen in Deutschland unter Rassismus leiden. Der Vorsitzende des Zentralrats der Jesiden in Deutschland, Irfan Ortac, sagte, dass vor allem die Kinder in den Schulen massiv von antijesidischer Diskriminierung betroffen seien. Die Anfeindungen kämen von Kindern aus Familien aus dem Nahen Osten.

Der Vertreter der Sikh-Religion, Khushwant Singh, berichtete ebenfalls von Rassismuserfahrungen. Anhänger seiner Religion würden aufgrund ihres Turbans und Barts oft für radikale Muslime gehalten und übel beschimpft. Viele hielten sie für Taliban. Einige wendeten sich deshalb von ihren Traditionen ab. Thema der Gespräche war auch, ob in den verschiedenen Glaubensgemeinschaften die Heirat mit Angehörigen anderer Religionen erlaubt ist und ob es Möglichkeiten gibt zu konvertieren.

Die Religionsgespräche sollen künftig regelmäßig einmal im Monat stattfinden. Veranstalter ist das Abrahamische Forum in Deutschland in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis „Religionen laden ein“ der Stiftung gegen Rassismus. Beim Auftakt nahmen etwa 30 Personen teil, darunter Vertreter von Alevitentum, Bahaitum, Buddhismus, Christentum, Jesidentum, Judentum, Islam, Hinduismus und Sikh-Religion.