Berlin (epd). Wegen umständlicher bürokratischer Verfahren sind Tausende afghanische Ortskräfte deutscher Organisationen nicht rechtzeitig an ein Visum für Deutschland gekommen. Nach Informationen des Evangelischen Pressedienstes (epd) gingen im Zeitraum von Anfang Juli bis Mitte August mehr als 9.000 Gefahrenanzeigen von Afghaninnen und Afghanen bei den zuständigen Stellen ein. Nach Abzug von Duplikaten waren es knapp 4.200.
Doch bis zum vergangenen Montag, also einen Tag nach der Machtübernahme der Taliban, hatte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) der dem epd vorliegenden Statistik zufolge nur in 237 Fällen eine Berechtigung zur Visa-Ausstellung erteilt. In 329 weiteren Fällen wurde dies wiederum abgelehnt. Über die übrigen Gefahrenanzeigen waren zu dem Zeitpunkt noch nicht entschieden worden.
Die meisten Fälle (rund 1.750) betrafen Ortskräfte der Bundeswehr, knapp 300 Fälle die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Anträge von lokalen Beschäftigten deutscher Entwicklungsorganisationen und Stiftungen gingen allerdings zum überwiegenden Teil erst ab Anfang August ein.
Die große Koalition hatte sich im Juni darauf verständigt, afghanischen Ortskräften, die ab 2013 ein Visum für Deutschland anstrebten, dieses zu bewilligen. Zuvor galt, dass ein Visum spätestens zwei Jahre nach der Tätigkeit für die Bundeswehr vor Ort gestellt werden musste - und für diese Gruppe wurden bis Ende Juni rund 2.400 Visa ausgegeben. Die neu hinzugekommene Gruppe musste wiederum zum großen Teil vergeblich auf eine Berechtigung für den Visa-Prozess warten.