Taliban versprechen ehemaligen Ortskräften Amnestie und Sicherheit

Taliban versprechen ehemaligen Ortskräften Amnestie und Sicherheit

Dubai, Kabul (epd). Die Taliban haben eine weitreichende Amnestie für Regierungsmitarbeiter, afghanische Soldaten sowie Ortskräfte der internationalen Truppen garantiert. Die Taliban wollten keine Rache, sagte der Sprecher der radikal-islamischen Gruppe, Sabihullah Mudschahid, am Dienstag in Kabul bei einer von Al-Dschasira übertragenen und übersetzten Pressekonferenz. Zudem könnten internationale Hilfsorganisationen ihre Arbeit in Afghanistan fortsetzen.

Bei der ersten Pressekonferenz seit der Machtübernahme der Taliban vor zwei Tagen versprach Mudschahid auch den Botschaftsmitarbeitern und der Bevölkerung Kabuls umfassende Sicherheit. „Wir werden niemanden verletzen.“ Übersetzer und Ortskräfte, die für ausländische Medien und Streitkräfte gearbeitet hatten, sollten im Land bleiben. „Wir haben eine gemeinsame Heimat, eine gemeinsame Religion“, sagte Mudschahid, der erstmals seit zwei Jahrzehnten bei einem öffentlichen Auftritt sein Gesicht zeigte.

Wie verlässlich die Versprechen sind, ist unklar. Zuletzt hatten sich Berichte über Menschenrechtsverbrechen in den von den Taliban kontrollierten Gebieten gehäuft. Am Flughafen von Kabul versammelten sich seit Sonntag Tausende verzweifelte Menschen, um außer Landes zu fliehen.

Mit Blick auf die Rechte von Frauen sagte Mudschahid, sie würden innerhalb des Rahmens der Scharia geachtet. Frauen und Mädchen dürften weiter studieren, arbeiten und am öffentlichen Leben teilnehmen, etwa im Bildungs- und Gesundheitswesen. Vor dem Sturz durch die internationale Militärkoalition hatten die Taliban bereits zwischen 1996 und 2001 in Afghanistan geherrscht. Damals waren die Rechte von Frauen stark eingeschränkt. Mädchen war der Schulbesuch untersagt.

Der Taliban-Sprecher kündigte die Bildung einer starken islamischen und „inklusiven“ Regierung an. Die Konsultationen seien im Gange und bald würden Ergebnisse präsentiert. Die zukünftige Regierung werde dann die Gesetze verkünden. Mudschahid versprach auch ein Ende des Opiumanbaus. Afghanistan werde eine drogenfreies Land werden, sagte er. Mit seinem Opiumanbau ist das Land der größte illegale Drogenproduzent der Welt.