Genf (epd). Die Vereinten Nationen haben die Staaten aufgefordert, keine Afghaninnen und Afghanen mehr abzuschieben und stattdessen gefährdete Menschen aufzunehmen. In Anbetracht der stark verschlechterten Sicherheits- und Menschenrechtslage und der zunehmenden humanitären Krise hätten die Länder die rechtliche und moralische Verantwortung, Fliehenden Schutz zu ermöglichen, erklärte das UN-Flüchtlingshilfswerk am Dienstag in Genf. Auch Menschen, deren Asylgesuch abgelehnt worden sei, dürften nicht nach Afghanistan abgeschoben werden.
Die Gefahr von Menschenrechtsverletzungen gegen Zivilisten in Afghanistan sei weiter besorgniserregend, besonders für Frauen und Mädchen sowie Personen, die mit der gestürzten Regierung oder internationalen Organisationen in Zusammenhang gebracht würden, sagte UNHCR-Sprecherin Shabia Mantoo. Seit Beginn des Jahres sind demnach mehr als 500.000 Menschen innerhalb des Landes geflohen. Noch hätten wenige von ihnen Schutz im Ausland gesucht, dies sei aber zu erwarten. Den UN zufolge sind insgesamt etwa fünf Millionen Afghaninnen und Afghanen auf der Flucht und abhängig von humanitärer Hilfe.
Auch die Internationale Organisation für Migration (IOM) forderte die internationale Gemeinschaft auf, die Sicherheit von Afghaninnen und Afghanen und die Nothilfe als Priorität zu behandeln. Für die Versorgung der Bedürftigen sei jedoch die Sicherheit der Helferinnen und Helfer Voraussetzung, erklärte IOM-Direktor António Vitorino. Er rief alle Beteiligten in Afghanistan auf, Zivilisten zu schützen und den ungehinderten Zugang für humanitäre Organisationen sicherzustellen.
Die schlechte Sicherheitslage habe auch die Arbeit der IOM behindert, erklärte Vitorino. So seien die Programme zur freiwilligen Rückkehr und für die Reintegration zurückgekehrter Flüchtlinge ausgesetzt worden. Die Organisation rief ebenfalls zu einem weltweiten Moratorium der Abschiebungen nach Afghanistan auf.