Patennetzwerk kritisiert Umgang mit afghanischen Helfern

Patennetzwerk kritisiert Umgang mit afghanischen Helfern

München (epd). Angesichts der Eskalation der Gewalt in Afghanistan wächst die Kritik am Umgang der Bundesregierung mit ihren Helfern vor Ort. Marcus Grotian, Vorsitzender des Patenschaftsnetzwerkes Afghanischer Ortskräfte, warf der Regierung in der „Süddeutschen Zeitung“ (Montag) vor, dass ihr der „moralische Kompass völlig verloren gegangen“ sei. Bis zum Ende ihres Einsatzes im Land war vor allem die Bundeswehr auf Unterstützung sogenannter Ortskräfte angewiesen, die durch den Vormarsch der Taliban nun in akute Gefahr geraten.

Im Juli hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mehr Unterstützung für die Ortskräfte in Aussicht gestellt und unter anderem Charterflüge ins Gespräch gebracht, um Helfer mit ihren Familien auszufliegen. Bislang hat es keinen solchen Flug gegeben. Die Verfahren für die Ausreise ziehen sich nach Angaben Grotians weiter in die Länge.

Ende Juli hatten der Zeitung zufolge nach Angaben des Innenministeriums 471 Ortskräfte mit ihren Angehörigen, insgesamt 2.851 Menschen, fertige Reisedokumente. Hunderte weitere warteten darauf. Mit Stand vom vergangenen Donnerstag seien 1.796 Menschen nach Deutschland gekommen, davon seien 296 ehemalige Ortskräfte.

Der SPD-Politiker Wolfgang Hellmich, Vorsitzender des Verteidigungsausschusses im Bundestag, sagte der „Süddeutschen Zeitung“: „Was ist denn das für eine irrwitzige Vorstellung, dass sich die Familien auf den Weg machen, das Verfahren bewältigen und sich selbst die Flüge buchen?“ Das gesamte Verfahren sei zu bürokratisch. Enttäuscht äußerte sich auch Agnieszka Brugger, Fraktionsvize der Grünen: „Die Bundesregierung hat dabei versagt, allen Ortskräften in Afghanistan umfassend, sicher und schnell zu helfen. An dieser undankbaren Ignoranz hat auch Angela Merkels Machtwort kaum etwas geändert.“